© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/17 / 03. Februar 2017

Grüße aus London
Bond ... Jane Bond
Derek Turner

Spionageromane gibt es zwar nicht nur in England, doch für viele Leser stammen die schönsten Agentengeschichten von britischen Autoren. Chestertons „Der Mann, der Donnerstag war“, Le Carrés „Dame, König, As, Spion“, Greenes „Unser Mann in Havanna“ und – natürlich Ian Flemings James Bond.

 Bond ist zu einem der lukrativsten Film-Franchisesysteme der Erde geworden und hat der Welt ein romantisches Bild von britischen Geheimdiensten vermittelt, die zugleich als traditionell und entgegenkommend dargestellt werden – überwacht von gut ausgebildeten Männern aus der Mittelschicht. Diese Männer werden natürlich von Bond verstärkt, der auf Frauen anziehend wirkt und unerschrocken, intelligent, lässig-elegant, patriotisch, einfallsreich und „tough“ ist. 

Wer auch immer Bond spielt (bis jetzt gab es sieben Bond-Darsteller), er bleibt im wesentlichen doch immer derselbe – ein selten anzutreffender männlicher Held für eine Kultur, die dazu neigt, Männlichkeit, Nationalgefühl, Nervenstärke und Selbstvertrauen  zu mißtrauen. 

Es sieht so aus, als ob die Rolle des Quartiermeisters Q politisch korrekt erneuert wird.

Jedesmal, wenn ein alteingesessener Bond wechselt, fordert die Linke Großbritanniens eine „Neuinterpretation“ der Rolle: den ersten schwarzen Bond, den ersten schwulen Bond, den ersten weiblichen Bond, den ersten Bond aus der Klasse der Werktätigen, einfühlsamere Bonds. 

Bis jetzt haben sich die Studios dagegen gesträubt, so daß sich der Fokus auf Nebenrollen verlagerte – auf Judi Dench, mit der die erste weibliche M besetzt wurde, und Naomie Harris als die erste schwarze Moneypenny. Es sieht so aus, als ob die Rolle von Quartiermeister Q möglicherweise die nächste ist für eine politisch korrekte Rundumerneuerung. 

Worauf Alex Younger, der derzeitige Chef des Geheimdienstes offensichtlich stolz ist, wie er am 26. Januar einer Gruppe namens „Frauen in der IT-Branche“ sagte. Vor allem deswegen, weil „wir dieses Bond-Ding endlich hinter uns bringen und es durchschauen“ müßten. 

Er kritisierte die „Klischeevorstellung“, daß sich lediglich „piekfeine“ Oxfordabsolventen dem MI6 anschließen könnten.   Um effektiv arbeiten zu können, gehe es darum – unabhängig von  Herkunft und Geschlecht – die Besten zu bekommen. Nicht nur eine breite Palette aus technischen Fertigkeiten sei der Garant des Erfolgs, sondern auch die „Diversity“ und vor allem „mehr Frauen“.