© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/17 / 20. Januar 2017

CD-Kritik: Joel Sarakula
Retro-Soul-Pop
Christian Dorn

In der Literatur gilt Schopenhauers Diktum: Um das Gute zu lesen, ist eine Bedingung, daß man das Schlechte nicht lese. Selbiges gilt für die Popmusik. Entsprechend diskreditiert sich der Deutschlandfunk, dessen Moderatorin zum Lied eines namenlosen australischen Singer-Songwriters jüngst erklärte, Popmusik dürfe „anstrengend sein“.

Nichts falscher als das! Dies demonstriert der ebenfalls aus Australien stammende, in London beheimatete Joel Sarakula, der zuletzt das Album „The Golden Age“ (2013) produziert hatte. Dieser Prophezeiung folgte kürzlich mit „The Imposter“ ein fulminantes Werk von beglückend perfektem Retro-Soul-Pop. Beispielhaft ist hier der Song „Northern Soul“, der geradezu als Soundtrack-Synthese des Kinofilms „Soulboy“ (2010) von Shimmy Marcus erscheint. Überhaupt offerieren die von Disco, Soul und Groove geprägten Songs eine schwerelose popmusikalische Zeitreise der 60er und 70er Jahre, bei der – ohne je eklektizistisch zu wirken – unverkennbar die Einflüsse von den Beach Boys, Elvis Costello, Curtis Mayfield oder David Bowie anklingen, letzterer etwa in dem Song „Another World Another Time“. 

Noch immer ein Geheimtip, bereist der selbsterklärte Soul-Spion erneut Deutschland und breitet dort beschwingt seinen „European Sky“ über Duisburg (25. Januar), Berlin (28. Januar) und Köln (20. Mai).

Joel Sarakula The Imposter Elevate Records 2016  www.joelsarakula.com