© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/17 / 13. Januar 2017

Leserbriefe

Zum JF-Schwerpunktthema: „Frauen in Angst“, JF 2/17

Merkel ruiniert Deutschland

Unglaublich, welche Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland inzwischen getroffen werden müssen, um die Silvesterfeiern einigermaßen friedlich zu halten. Will man das jetzt über Jahre beibehalten oder wird man endlich damit beginnen, diese gewaltbereiten „Störenfriede“ auszuweisen? 

Das Versagen der Politik ist ganz offensichtlich. Vor allem der Kanzlerin ist anzulasten, daß Tausende ohne Papiere im Land sind, sich hier verpflegen lassen und als Dank dann Straftaten begehen. 

Für was die Kanzlerin auf dem Bundesparteitag der CDU elf Minuten stehende Ovationen erhalten hat, ist mir völlig unklar. Statt erneuter Kandidatur wäre ein Rücktritt für unser Land besser gewesen. Die CDU-Basis bemerkt nicht einmal, daß Frau Merkel nicht nur die Partei ruiniert, sondern ganz Deutschland. Meine Wahlstimme wird diese Partei nie mehr bekommen.

Horst Niehues, Sulz am Neckar






Zu: „Das Jahr der Entscheidung“ von Dieter Stein, JF 2/17

Der Westen spielt Jenga

Der Kommentar zum Jahreswechsel gleicht einem Balanceakt zwischen Zweckoptimismus und Zweckpessimismus. Tatsächlich erinnert das derzeitige Lebensgefühl an die Endphase des „Jenga“-Spiels. Der anfänglich stabile Turm aus kreuzweise übereinandergeordneten Lagen von jeweils drei Holzklötzchen muß beständig höher gebaut werden. Holzklötzchen für Holzklötzchen wird neu plaziert, in atemberaubende Höhen – bis zum finalen Einsturz. Die Steine des westlichen „Jenga“-Turms tragen Namen wie Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit. Oder Bezeichnungen wie Fortschritt, „endloses Wachstum“, Ökumene und „Eine Welt“. Auch Begriffe wie „Offene Gesellschaft“, „Gender-Mainstream“, Globalisierung und „multikulturelle Vielfalt“. Und wie beim Turmbau zu Babel, so strebt auch diesmal der sich erhaben wähnende Mensch zum Ausweg in die Vergöttlichung seiner selbst. 

Doch das fragile Gebilde beginnt zunehmend zu wackeln. Wie hoch noch? Welcher Stein kann versetzt werden? Welcher nicht? So wächst auch zu Beginn des neuen Jahres die Ratlosigkeit allerorten, und wir bauen weiter an der Vollendung des Einsturzes. Die Blaupause zum Bauplan liefert die Ideologie der Aufklärung, wonach der Mensch sein eigener Gott ist, und möglicherweise geben erst die Trümmer den Blick frei auf den Spiegel, in dem wir unsere überheblichen Irrtümer erkennen, durch die wir „immer höher“ wollten. Vielleicht erkennt Europa dann, daß die „Werte der Aufklärung“ eine Illusion bleiben, solange der Mensch nur ein Mensch ist. Noch steht und schwankt der Turm. Noch bestünde aber die Möglichkeit, ihn gezielt rückzubauen, um eine stabile Ordnung wiederherzustellen.

Martin Hartmann, Babenhausen






Zu: „Im Belagerungszustand“ von Michael Paulwitz, JF 2/17

Signifikante Verbrechensstatistik

Seit der 68er-Hochzeit werfen Rote, Grüne und Linke den deutschen Behörden vor, sie hätten bei der Verfolgung rassistischer Nazi-Verbrecher allzu ungenau hingeguckt. Heute werfen ausgerechnet links-grüne Protagonisten den deutschen Behörden vor, bei der Verfolgung rassistischer „Nafri“-Verbrecher – die gezielt deutsche Frauen zum Freiwild ihrer sexuellen Unterwerfungsinstinkte machen – allzu genau hinzusehen, also nicht vergeblich nach hellhäutigen Ostfriesen zu fahnden, sondern nach dunkelhäutigen, nordafrikanisch-arabischen Intensivtätern mit (nach politisch-korrekten Zeugenangaben) „südländischem Aussehen“, deren Verbrechensstatistik sich von der der Ostfriesen auf dem Domplatz zu Köln signifikant unterscheidet. „De Welt steiht kopp.“

Wilko Fokken, Bunde




An den Haaren herbeigezogen

Das gibt es nur in Absurdistan, wo Sicherheitskräfte für ihr rechtsstaatliches und pflichtbewußtes Tun kritisiert und diffamiert werden. Nur staatsfeindlich gesinnte Kräfte können so reagieren, wie dies etwa die Parteivorsitzende der Grünen tat. Auch vereinzelte Distanzierungen können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Frau Peter einer Partei vorsteht, in der die Abneigung gegen das eigene Land weit verbreitet ist. Die an den Haaren herbeigezogene Rassismus-Debatte schlägt auf die zurück, die diese ausgelöst haben. Dort nämlich sitzen die wahren Rassisten. Die Bevölkerung steht auf seiten der Sicherheitskräfte. Denn dort sieht sie ihre Garanten und nicht bei den grün-linken Ideologen.

Prof. h.c. Konrad Zimmer, Königsberg i. Fr.




Ein junger Mann mit Bart

Die aktuelle „Nafri“-Diskussion erinnert mich an meine eigenen Erlebnisse. In den 90ern ging ich auf die Dreißig zu. Ich verdiente damals gutes Geld, hatte einen Bart und ein Auto mit großer Karosse. An jeder Grenze unserer Republik, ob Holland, Belgien, Schweiz oder Österreich, die ich passierte, wurde ich so gut wie immer kontrolliert – während die Wagen vor und hinter mir jeweils durchgewinkt wurden. Die Kontrollen waren niemals unangenehm. Sobald wir uns unterhalten haben, die Papiere vorgezeigt wurden, war alles gut. Irgendwann kam ich dahinter: Ein junger Mann mit Bart in einem dicken Auto: Das ist für Grenzer auffällig. 

Während des RAF-Terrors 1979/80 wohnte ich in Köln-Klettenberg, meine Freundin in Köln-Ehrenfeld. Eine lange Straße verband uns damals. Auf der Fahrstrecke von circa sieben Kilometern wurde ich regelmäßig gleich dreimal von der Polizei angehalten. Auch hier hatte ich es mir angewöhnt, meine Papiere griffbereit zu halten. Damals war die Bedrohung durch die RAF akut, so gut wie jeder wurde kontrolliert. Und: So gut wie jeder hatte auch Verständnis dafür. Helmut Schmidt war unser Kanzler. 

Natürlich hätte ich meine Behandlung in den neunziger Jahren auch als böse rassistische Ausgrenzung von Bartträgern anprangern können. Immerhin habe ich damals richtig zum Bruttosozialprodukt der BRD beigetragen, und als Dank dafür wurde ich ständig ob meines Aussehens diskriminiert! Doch dann kam meine Erziehung durch: Unrecht kann man auch ertragen lernen. Wenn ich ins Verdächtigenprofil passe und das nicht ändern mag/kann, dann muß ich auch ein Stück Verständnis für die Gegenseite haben.

Detlef Gall, Bad Münstereifel






Zum Lesereinspruch: „Falsche Zuschreibung“ von Werner Ocker, JF 2/17

Keine Schuld des Christentums

In seinem Leserbrief schreibt Werner Ocker den Untergang des Weströmischen Reiches dem Christentum zu. Dabei benutzt er viele Beispiele. Doch jedes seiner Beisiele ist falsch, es ist müßig, sie einzeln zu widerlegen. Aber vielleicht sollte er sich einmal fragen, warum das christliche Oströmische Reich überlebte, das wenig christliche Weströmische Reich nicht. Und wie es dann sein kann, daß Westrom gerade von den christlichen Ostgermanen, Vandalen und Goten übernommen wurde. Das Weströmische Reich war in diesem Spiel der am wenigsten christliche Akteur. Und „Bürgersinn und Wehrhaftigkeit“ hatte das Römische Reich schon von Anfang an nicht. Das Römische Heer war ein Freiwilligenheer, das nicht von „Wehrhaftigkeit“ lebte, sondern von Sold. Rekruten hatte man bis zum Schluß, aber kein Geld mehr, sie zu bezahlen.

Wolfgang Franz, Velburg






Zu: „‘Die Radikalen bestimmen den Ton’“, im Gespräch mit Claudia Martin, JF 2/17

Abgedroschene Vorwürfe

Natürlich will die JF keine Parteizeitung der AfD sein, und natürlich ist zu verstehen, daß sie auch dieser Partei gegenüber journalistisch-kritisch auftritt. Trotzdem fehlt mir jedes Verständnis dafür, Claudia Martin eine ganze Seite für vordergründige Polemik einzuräumen und damit zur PR-Agentur für ein Anti-AfD-Buch zu werden. Die Aussagen von Frau Martin unterscheiden sich in der Substanz nicht von der Mainstream-Agitation der Etablierten. Daß sie nicht mehr zu bieten hat als den abgedroschenen Vorwurf „Populismus“, sagt eigentlich alles, und daß ihrer Meinung nach die Parole „Merkel muß weg“ das „zulässige Maß an politischem Populismus“ übersteigt, offenbart die törichte Phraseologie – danach wären wohl rund ein Drittel der Deutschen Rechtsradikale (von der Linken, siehe Wagenknecht, gar nicht zu reden).

Detlef Kleinert, Inning am Ammersee




Fehler sind vorprogrammiert

Entweder ist Frau Martin auf eine geradezu unglaubliche Weise naiv und partei-unfähig oder sie hat von Anfang an nach Gelegenheiten für einen publizitätsträchtigen Abgang und ein – natürlich rein zufällig – vor der Bundestagswahl zu veröffentlichendes Buch über die AfD gesucht. 

Jeder, der die Gründungsversammlung einer neuen Partei miterlebt, ist vor die Aufgabe gestellt, Menschen, die er nicht oder nur aus ihren Vorstellungsauftritten kennt, in Ämter zu wählen. Dabei sind Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen zu erwarten, die leider erst bei der nächsten Wahl korrigiert werden können.     

Prof. Dr. Jürgen Althoff, St. Wendel






Zu: „Ländersache / Auf Treu und Glauben“ von Martina Meckelein, JF 2/17

Von Braunschweig nach London

Wie sich die Ereignisse oftmals gleichen, könnte man fast sagen. Ich lese derzeit den Roman „Am Rande des Abgrunds“ von Claire McGowan. Die Handlung spielt im heutigen London. Da fällt auf Seite 263 der Begriff: „Scheinasylantensozialschmarotzer“. Betrachtet man die jüngste Meldung zum Mißbrauch von Sozialsystemen in Deutschland durch nicht wenige Migranten, könnte man den Begriff aus besagtem Roman als „Unwort des Jahres 2017“ betrachten. Dabei kann es offensichtlich bereits jetzt als zutreffend für gewisse Entwicklungen bezeichnet werden.

Wolfgang Jörgens, Harztor/ Sophienhof






Zu: „Die Stille nach dem Terror“ von Dieter Stein, JF 52/16–1/17

Eine perfide Propaganda

Der Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin hat erneut und besonders brutal jenen medialen und politischen Schleier der Verharmlosung und der Beschönigung zerrissen, hinter dem eine straftatbegünstigende Bürokratie und juristische Spitzfindigkeiten jene gesellschaftlichen Verhältnisse schufen, auf deren Boden diese Bluttat an unschuldigen Menschen erst geschehen konnte.

Doch die hektische Aktivität von Politik und Medien zum Mittel der Schadensbegrenzung entpuppt sich als eine Propagandakampagne. Zunächst versuchte man, den Menschen Unwissenheit und Vorurteile einzureden und ihnen Ängste zu unterstellen. Das war und ist geradezu perfide; denn damit stufte man die Menschen, die eine klare ablehnende Meinung zur offiziellen Politik und Medienlandschaft haben, als von Unwissenheit und Ängsten geplagt, in der politischen Diskussion herab. Sodann wurde dieses Arsenal sublimer Diffamierung um ein weiteres Instrument „bereichert“: Jetzt lautet die Parole, den Terror hinzunehmen, mit ihm leben zu müssen. Dagegen muß ein klares Nein gesetzt werden. 

Niemand hat dies hinzunehmen. Der Staat ist in der Pflicht, im Interesse der Sicherheit seiner Bürger konsequent mit allen legalen und auch mit gesetzlich neu zu schaffenden Regelungen gegen den Terrorismus, seine Hintermänner und Exekutoren und vor allem auch gegen die auch diese Kräfte begünstigenden Rahmenbedingungen vorzugehen. So sind „Haßprediger“ und „Gefährder“ keine Leute, die nur zu beobachten sind, sondern die strafrechtlich belangt oder umgehend ausgewiesen werden müssen. Ein solches Vorgehen der Behörden wäre die Nagelprobe dafür, ob die vollmundigen Versprechungen von „mehr Sicherheit“ und „richtigen Lehren“ aus dem Berliner Anschlag auch ernst genommen werden.

Dr. Harald Braun, Woltersdorf




Keine Spur von Charlie

Jenseits einer Berichterstattung über Details von Tathergang und -aufklärung und dem Gestus der Anteilnahme scheint mir der Umgang von Politik und Medien mit dem Anschlag darauf gerichtet zu sein, diesen möglichst wenig in den Teil des Bewußtseins der Menschen eindringen zu lassen, wo Betroffenheit und persönliche Anteilnahme entstehen. Entsprechend würdelos wird alles vermieden, was den Opfern ein Gesicht gibt, was Mitfühlen, was Trauer, Zusammenhalt bewirkt. Wie personalisiert war die Anteilnahme unter „Je suis Charlie“ nach dem Pariser Attentat, wie, geradezu übersteigert, wurde der Zusammenhalt Europas zelebriert. Nach dem Anschlag in Berlin wurde ganz schnell, noch in der Phase des Schocks, noch während der ersten Ermittlungen ein eiliger Gottesdienst abgehalten, eine Trauerstunde im Bundestag wird dagegen nicht stattfinden. Seitdem ist es still. Die Gesichter der Opfer kennt man nicht. Alles, was geschieht, findet hinter einem Vorhang statt – Begräbnisse, Leid der Angehörigen, Genesung von Verletzten. Ist das Pietät (?) – nein, es ist der Wille, das Geschehen anonym zu machen. 

In Polen dagegen wurde der LKW- Fahrer unter Anteilnahme des ganzen Landes beigesetzt. War ein deutscher Politiker dort? Ist das die neue Art, in Europa zusammenzustehen? Ist das die neue Art der Handhabung des Terrorwahnsinns, ihn fatalistisch als eines unserer vielen Probleme zu sehen, technisch zu behandeln, schnell zum Alltag zurückzukehren? Das ist kein Ausdruck einer starken Gemeinschaft. Es ist zynisch und würdelos. Doch es ist die Art, wie das Land seit Jahren mit sich selbst umgeht.

Dr. Rickmann Michel, Sassnitz