© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/17 / 06. Januar 2017

Das Vermächtnis von Nagasaki
Das Leben des japanischen Radiologen Takashi Nagai
Werner Olles

Am 9. August 1945 geschah das Unfaßbare. Die US-Luftwaffe warf eine Atombombe über der japanischen Stadt Nagasaki ab, der Zehntausende Menschen zum Opfer fielen. Unter den Überlebenden befand sich der Radiologe Takashi Nagai, seine geliebte Frau überlebte die Katastrophe, die man auch als Kriegsverbrechen bezeichnen kann, nicht. Nagai trug selbst schwere Verletzungen davon, begann jedoch sofort nach dem Abwurf mit der medizinischen Versorgung der anderen Überlebenden. Durch die Folgen der extrem hohen Strahlung erkrankte er schließlich an Blutkrebs und starb im Jahr 1951.

Pater Paul Glynn, Mitglied der Ordensgemeinschaft der Maristen, arbeitete fünfundzwanzig Jahre als katholischer Priester und Missionar in Japan. Der Australier, dem besonders die Aussöhnung seines Heimatlandes mit dem ehemaligen Kriegsgegner Japan ein Anliegen war, schildert die mitreißende Geschichte des Wissenschaftlers Takashi Nagai, der in Nagasaki Medizin studierte und nach seiner Entlassung aus der Kaiserlich-Japanischen Armee als Pionier auf dem Gebiet der Radiologe forschte, mit beeindruckenden und bewegenden Worten. 

So wandte sich Nagai, der zunächst überzeugter Shintoist war, dem Atheismus zu, bis ihn sein Weg schließlich zum katholischen Glauben führte. Einen nicht geringen Anteil daran hatte seine Frau, die tiefgläubige Christin war, und dies in einer Zeit, als das Christentum für die meisten Japaner immer noch etwas völlig Fremdes bedeutete, vor dem sie zurückschreckten. Nagai, der seit seiner Erkrankung bettlägerig war, begann zu schreiben, und seine Bücher wurden trotz ihrer christlichen Grundrichtung zu Bestsellern. 

Von den Bürgern Nagasakis wegen seines mutigen Einsatzes nach dem Atombombenabwurf als Heiliger verehrt, hält die Verehrung Nagais bis heute ungebrochen an. Inmitten der nuklearen Wüste hatte er in seinem Herzen Ruhe und Frieden bewahrt, und die Japaner entdeckten in seinen Büchern etwas, das durch den langjährigen Krieg regelrecht verschüttet gewesen war, die Liebe Gottes und die Vergebung, die die Sündhaftigkeit des Krieges, besonders des Atomkrieges, trotz aller Schrecken und Grausamkeiten überwindet.

P. Paul Glynn: Ein Lied für Nagasaki. Über das Leben von Takashi Nagai. Wissenschaftler, Konvertit und Überlebender des Atombombenabwurfes. Media Maria Verlag, Illertissen 2016, gebunden, 314 Seiten, 18,95 Euro