© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/16-01/17 23. Dezember / 30. Dezember 2016

Haltungsnote
Der Dreiklang gelingenden Lebens
Christian Rudolf

Walter Kohl teilte das Schicksal vieler Sprößlinge berühmter Persönlichkeiten. „Das ist doch der Sohn von ...“ Die Frage nach dem individuellen Platz im Leben hat lange auf ihm gelastet. In einem aktuellen Interview sprach der Volkswirtschaftler und Unternehmer so überzeugend von seiner existentiellen Lebenskrise, von Wende und Sinnfindung, daß man unwillkürlich an Goethes Verse aus den „Geheimnissen“ denken mußte: „Doch wenn ein Mann von allen Lebensproben / Die sauerste besteht, sich selbst bezwingt“... Als er vor dem Selbstmord stand, habe er plötzlich etwas gespürt: „Wenn ich weiterlebe, dann muß es ein bewußtes Leben sein, eines mit Sinn.“

Lebensgestaltung wurde sein großes Thema. Als Referent und Coach gibt der heute 53jährige seine im Leiden erworbenen Erfahrungen an Führungskräfte und Entscheider weiter, wie Menschen ihr Leben in die Hand nehmen können. Zum Beispiel: „Was sind die Dinge, bei denen du die Zeit vergißt? Dort findet man Sinn.“ Eindringlich weist Kohl auf den Dreiklang der Freundschaft hin: die mit sich selbst und den eigenen Unzulänglichkeiten, die mit anderen Menschen und die mit Gott. „Diese drei Freundschaften symbolisieren für mich die Summe eines gelungenen Lebens.“