© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/16-01/17 23. Dezember / 30. Dezember 2016

Frisch gepresst

Daniel Defoe. Wie schon bei seinem letzten, didaktisch geschickt als Caféhaus-Plauderei präsentierten Ausflug in die englische Literatur- und Geistesgeschichte, der Jonathan Swift galt (JF 4/16), macht der Göttinger Anglist Heinz-Joachim Müllenbrock auch in seinem neuesten Opusculum wieder mit einem Schriftsteller bekannt, dessen Ruhm sich nur einem Buch zu verdanken scheint: Daniel Defoe (1660–1731), Autor des Robinson Crusoe. Wie wenig die Rezeptionsverengung auf diesen Roman dem vielseitigen Defoe gerecht wird, zeigt Müllenbrocks Porträt, das Anregungen zu einem Dutzend Werkzugängen liefert. Defoe war „der größte Vielschreiber der englischen Literatur“, der erste Leitartikler, Vater des Journalismus, politischer Pamphletist, ein „Produktivitätsgenie“, dem mit der fiktiven Autobiographie der „Sünderin“ Moll Flanders (1722) ein zweiter Beitrag zur Weltliteratur glückte. Trotzdem sei die stärkste Wirkung vom „Crusoe“ (1719) ausgegangen, der bis heute den puritanischen Prototyp des homo oeconomicus verkörpert, mit dem die Geschichte des angelsächsischen Kapitalismus beginnt. (wm)

Heinz-Joachim Müllenbrock: Daniel Defoe – Autor des Robinson Crusoe, Pionier des Romans, ‘moderner Journalist’ und Produktivitätsgenie. Verlag Blaues Schloß, Marburg 2016, broschiert, 51 Seiten, 8,90 Euro





Systemkrise. Die im Sommer 2015 mit der „Willkommenskultur“ begrüßte Invasion raum- und kulturfremder Massen ist für Gerd Held nichts anderes als „ein Angriff auf unser Land“. Der Angriff dauert an und Held, Privatdozent für Raumplanung (TU Berlin) und lange für FAS und Die Welt schreibender Journalist, widmet sich auf der Webseite „Tichys Einblick“ sowie auf Henryk M. Broders „Achse des Guten“ mit diagnostischer Brillanz und sarkastischem Witz weiter seiner publizistischen Abwehr. Um zu verhindern, daß die intellektuell solitären Interventionen im Netz-Nirwana verschwinden, legt Held jetzt eine Auswahl in Buchform vor. Zu Recht geht er davon aus, daß die „globale Migrationswelle ein historisches Novum“ ist, mit dem die Auseinandersetzung erst begonnen habe. Wer sich darüber ins Bild setzen möchte, darf auf die Lektüre dieses Kompendiums von Argumenten keinesfalls verzichten, das auf engem Raum das Totalversagen der westeuropäischen Eliten angesichts eines „Jahrhundertproblems“ seziert. (gh)

Gerd Held: Etwas geht zu Ende. Über die deutschen und westeuropäischen Krisen der Gegenwart. Tichys Einblick GmbH, Lohmar 2016, broschiert, 207 Seiten, 14,99 Euro