© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/16 / 16. Dezember 2016

Wohnraumverknappung in Kölner Stadtbezirken
Gentrifizierung im Phasenmodell
(wm)

Wenn schlimme Praktiken eingeführt werden sollen, wählt der Deutsche zur Camouflage seit geraumer Zeit gerne das Englische“ (Roland Reuß). So etwa „Jobcenter“ für Arbeitsamt, „Diversity“ und „Gender Mainstreaming“ für die Auflösung zivilisatorischer Standards. Oder „Gentrifikation“, das für die wohnungspolitische „Wiederaufwertung“ innerstädtischer Zentren stehen soll, tatsächlich aber nur ein Tarnwort ist für den Prozeß der Verknappung von bezahlbarem Wohnraum und die Vertreibung der ärmeren Alt-Einwohnerschaft. Wie sich Gentrifizierung auf Mikroebene vollzieht, zeigt eine Untersuchung über die Kölner Wohngebiete Deutz und Mülheim. Bonner und Kölner Soziologen stellen darin ein Phasenmodell mit drei Wellen der Ende der 1990er einsetzenden Gentrifizierung vor (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 3/2016). Geradezu lehrbuchartig steigern zentrale gesellschaftliche Entwicklungen wie der Trend zum Single-Haushalt, die Zunahme befristeter Arbeitsverhältnisse und der modische Lebensstil der „Urbanität“ die durch die Weltfinanz- und Eurokrise weiter angeheizte innerstädtische Wohnungsnachfrage, was Mieten in die Höhe treibt und Alteingesessene verdrängt. In deutschen Großstädten ließen sich aber bislang keine „Aufwertungen“ registrieren, die „annährend so hoch“ seien wie in den USA, Kanada und Großbritannien. 


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