© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 51/16 / 16. Dezember 2016

Milo Yiannopoulos. Der neue Superstar der US-Rechten überrollt seine Gegner
Don’t mess with Milo!
Michael Paulwitz

Ein homosexueller Dandy, Brite, griechischer Abstammung, praktizierender Katholik noch dazu, ist der wie ein Messias umjubelte Popstar der „Alt-Right“ – der „Alternativen Rechten“ – in den USA: Milo Yiannopoulos, der schwule Konservative, bringt vorgefaßte Weltbilder ins Wanken und progressive Linke zur Weißglut. Wenn er, mal rotzig-punkig, mal teuer gekleidet und wie aus dem Ei gepellt, zum Rednerpult tänzelt und nach pompös-manierierter Vorrede nur einen einzigen eiskalten Satz abfeuert – „Feminismus ist Krebs!“ –, dann johlt der Saal. Milo polarisiert lustvoll: Selbst Hillary Clinton zitierte im Wahlkampf angewidert sein „Feminism is cancer“-Diktum.

Seit Yiannopoulos vor gut einem Jahr zur rechten Onlineseite Breitbart ging, „Schwule für Trump“-Kampagnen inszenierte und mit Wahlkampf-Shows für „Daddy“ Donald durchs Land zog, kennt ganz Amerika den eloquenten Schnelldenker. Während hiesige Nachplapperer des transatlantischen Establishments ihn mit Verspätung als „Zeremonienmeister des Hasses“ (FAZ) ausgemacht haben. 

Milos „Dangerous Faggot Tour“ („Gefährliche-Tunten-Tournee“) durch US- und britische Universitäten läuft auch nach Trumps Wahlsieg weiter. In seinen Selbstinszenierungen geht es immer um das eine: radikale Redefreiheit. Wer kontroverse Gedanken nicht aushält, gehört nicht an die Uni, faltet er PC-Jammerer zusammen. Milo, ein Rassist? Blödsinn: „Die meisten meiner Freunde sind schwarz“, kokettiert er mit erotischem Unterton. Er sei kein „weißer Nationalist“ und er habe auch nichts gegen Gleichberechtigung, sondern gegen Extremisten aller Art: Doktrinäre, männerfeindliche Feministinnen und schwarze Weißenhasser genauso wie importierte Islam-Gläubige, die seinesgleichen am liebsten vom Hausdach stürzen würden. Merkel-Deutschland ist für ihn das abschreckende „Lehrbuch-Beispiel für die Islamisierung“.

Schon als Technik-Journalist war der heute 33jährige ein „Fundamentalist der freien Rede“. Das Studium in England warf er gelangweilt hin und gründete ein Technik-Netzportal. Politisch wurde er in der „Gamergate“-Affäre, als er einer „Sexismus“-Kampagne gegen PC-Spielehersteller entgegentrat.

Milo ist arrogant, witzig, schlagfertig und selbstverliebt bis zum Unerträglichen. Mal gibt er die Tunte, mal den Waffennarren; das ironische Spiel mit den Klischees macht ihn schwer zu packen. Wehe dem, der sich mit ihm aufs Diskutieren einläßt – er wird öffentlich auseinandergenommen. Twitter hat Yianno­poulos lebenslänglich gesperrt, weil er einer schwarzen Schauspielerin, die ihn beleidigt hatte, hart herausgab. Dafür hat er auf Facebook inzwischen mehr als dreimal so viele Leser; eben hat er die Millionen-Marke geknackt. Don’t mess with Milo! – Legt euch nicht mit Milo an!