© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/16 / 09. Dezember 2016

DVD: Demon – Dibbuk
Von Dämonen besessen
Werner Olles

Ein Dibbuk ist in der jüdischen Mystik die Seele eines Toten, der noch nicht ins Totenreich gehen kann. Er wartet auf einen lebenden Menschen, den er völlig in Besitz nehmen kann, ähnlich den Dämonen, die in der katholischen Kirche durch einen Exorzismus ausgetrieben werden. Als Zeichen einer Besessenheit gilt zum Beispiel, wenn in einer anderen Sprache gesprochen wird, Symptome einer Geisteskrankheit auftreten oder totale Persönlichkeitsveränderungen. Im jüdischen Glauben wird ein Dibbuk durch ein bestimmtes Ritual ausgetrieben. Literaturnobelpreisträger Isaac B. Singer hat seinen ersten in Polen veröffentlichten Roman einer Dibbuk-Erzählung gewidmet, und Leonard Bernstein führte 1974 das Ballett „Dibbuk“ auf.

In Marcin Wronas „Demon – Dibbuk“ (Polen 2015) kommt Pjotr (Itay Tiran) auf einer Fähre ans Ziel seiner Reise. In einer menschenleeren Gegend steht das Haus, das der Schwiegervater, ein reicher Steinbruchbesitzer, dem jungen Paar zur Renovierung vermacht hat. Dauerregen stellt sich ein, und als der Bräutigam nachts vor dem Haus nach dem rechten sehen will, findet er in der aufgewühlten Erde ein Skelett und fällt in ein Matschloch. Am anderen Morgen ist nicht ganz klar, ob es ein Traum oder einige Wodka zuviel waren. Die Hochzeitsfeier fällt nach polnischem Brauch mit sehr viel Wodka schon fast exzessiv aus. Pjotr sieht eine fremde Frau herumschleichen und erleidet danach einen epileptischen Anfall. Seine Frau Zaneta (Agnieszka Zulewska) ist höchst besorgt über die Veränderung ihres Gatten. Der auch nicht mehr nüchterne Arzt kann nichts verrichten, die Symptome sind rätselhaft, und der Pfarrer versucht einen Exorzismus. Ein alter Dorflehrer ahnt schließlich, was los ist. Er erinnert sich an das jüdische Mädchen Hanna, in das er verliebt war, und das plötzlich verschwand. Die Feier geht indessen weiter, ein Rettungswagen trifft ein, und die Situation wird immer bizarrer. Plötzlich ist der Bräutigam verschwunden, es läuft eine Suchaktion, die Braut ist am Verzweifeln …  

Regisseur Marcin Wrona sorgte mit seinem Film für Diskussionen, da er die Wunden polnischer Vergangenheit ohne Bewertung in Erinnerung bringt. Vor der Premiere nahm sich der 42jährige das Leben.

DVD: Demon-Dibbuk. Gallep Medien 2016, Laufzeit 90 Minuten