© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/16 / 09. Dezember 2016

Mely Kiyak läßt ihrem Radikalismus freien Lauf und fühlt sich damit bei der Zeit zu Haus
Die Giftspritze
Michael Paulwitz

Forsche junge Frau mit „Migrationshintergrund“, die den deutschen Nationalneurosen zum Entzücken älterer weißer Männer mit Zeit-Abo aber mal so richtig Zucker gibt – Mely Kiyak hat sich in diesem Geschäftsmodell perfekt eingerichtet. Finster schaut es aus in ihrer von Bösen umzingelten Medien-Filterblase. CSU, AfD, Trump und all die rückständigen Biodeutschen, die Deutschland immer noch für ihr Land halten und nicht schnell genug an die „neuen Deutschen“ übergeben wollen – alles „Rassisten“ und „Rechtsextremisten“. 

Wer da aufmuckt, Integrationsprobleme anspricht und gar weniger politische Korrektheit will, ist „unverschämt, undemokratisch und asozial“, auch wenn er Gabriel oder Kretschmann heißt, giftet sie etwa in ihrer Zeit-Kolumne mit dem echtlinken Oberlehrer-Titel „Kiyaks Deutschstunde“. Herrin Mely peitscht es uns ein, Woche für Woche: Denk- und Sprechverbote sind eine Errungenschaft, wir brauchen noch mehr davon!

Seit einem Jahrzehnt zelebriert Mely Kiyak in den Leib- und Magenblättern der Lehrer- und Bionade-Bourgeoisie Immigranten als die wahren Deutschen. Bekannt wurde sie mit polemischen Texten in den linksliberalen Zombie-Blättern Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung – besonders als sie dort 2012 Thilo Sarrazin als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ verunglimpft hatte. Das brachte ihr eine Mißbilligung des Presse­rats und solidarischen Jubel der taz ein – dazu neue Kolumnen auf Zeit Online und den Seiten des Berliner Gorki-Theaters.

Dort teilt sie weiter hemmungslos aus. Selbst gegen einen Hasenfuß wie Horst Seehofer, auch so ein biodeutscher alter weißer Mann, an dem man sehen kann, wie es ist, „wenn ein Mensch noch lebt, sein Denken jedoch bereits mumifiziert ist“. Der hat doch tatsächlich mal die Flüchtlingspolitik der Willkommens-Kanzlerin kritisiert, eine der wenigen Lichtgestalten in Kiyaks Kosmos. Dafür gehört er „ins Museum“, mindestens. 

Schreiben kann die vor vierzig Jahren in der niedersächsischen Kleinstadt Sulingen geborene Tochter kurdischer Gastarbeiter aus der Türkei – rasant und nicht ohne Witz zieht sie alle rhetorischen Register. Ihrem krebskranken Vater widmet sie ein respektvolles Buch; die überschießende Verachtung für die Ureinwohner des Landes, das ihr eine in der Elternheimat undenkbare Karriere ermöglicht hat, kultiviert sie dafür um so verbissener. Da werden dann selbst böse Leserzuschriften, die sie gemeinsam mit anderen dauerwütenden türkeistämmigen Autoren vorträgt, zur Kunstaktion. Je mehr die ihr huldigende Meinungs-Nomenklatura in die Defensive gerät, desto maßloser schlägt auch Mely Kiyak um sich. Gern auch, wenn da wer ihr Erfolgsrezept konterkariert wie etwa die Burka-Islamistin im Maischberger-Talk. Eine „Polit-Show“, die auf „kalkulierte Aufregung“ abzielt – so was erledigt Mely Kiyak schon lieber selbst.