© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/16 / 02. Dezember 2016

Blick in die Medien Beweise?
Nicht so wichtig!
Ronald Berthold

Gab es seit der US-Wahl einen unvoreingenommenen Beitrag über Donald Trump? Nein. Wie auch? In den Leitmedien herrscht weiter Wut über das Ergebnis. Und diesen Zorn leben die Redakteure in ihren „Berichten“ aus: Häme und Haß statt Fakten.

Jeder faire Verlierer gesteht seine Niederlage irgendwann ein. Doch der deutsche Journalist ist aus anderem Holz geschnitzt. Momentan sieht es so aus, als ob die Branche die nächsten vier Jahre im Wahlkampfmodus bliebe. Aber nun keimt Hoffnung auf: Die Kollegen hypen den aussichtslosen Antrag auf Neuauszählung der Stimmen. 

Diesen Enthusiasmus kombinieren sie mit dem Verdacht, die Wahl sei in Wisconsin, Pennsylvania und Michigan manipuliert worden. Wahlfälschung! Hillary steht kurz vor der Präsidentschaft, alles wird gut.

Daß es keine Beweise für eine Manipulation der US-Wahl gibt, egal, es reicht der Verdacht.

Doch diese Hillary sieht das trotz allen Ehrgeizes und tiefer Depression nach der Wahl etwas anders. Sie beteiligt sich nur halbherzig. Die Basisarbeit muß die Grüne Jill Stein machen. Mit Hilfe des linken Establishments, das sich an jeden Strohhalm klammert, weiter die Deutungshoheit über jedes gesprochene Wort zu behalten, investierte sie Millionen in die Nachzählung.

Lassen wir die Sehnsüchte deutscher Elite-Journalisten einmal beiseite: Welche Fakten untermauern die These von der Wahlmanipulation? Clinton soll bei der Stimmabgabe am Computer sieben Prozent weniger als bei der Papierwahl bekommen haben. Ergo: Die Rechner wurden gehackt – von Putin, wie der Tagesspiegel welt-exklusiv weiß.

Daß es umgekehrt sein und das Ergebnis der papiernen Wahl gefälscht sein könnte? Das stört die Geschichte, weglassen! Und Beweise für die Manipulation? Gibt es nicht. Es reicht ein Verdacht. Und den kann ein deutscher Journalist auch dann erheben, wenn es in Michigan gar keine Wahlcomputer gibt. Wie soll das denn der „weiße Dreck“, der das Blatt in Cottbus oder Bochum liest, überprüfen?