© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/16 / 02. Dezember 2016

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Über 100.000 Christen werden jährlich getötet

WIEN. Über 100.000 Christen werden jedes Jahr aufgrund ihres Glaubens getötet. Das sagte der EU-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit, Jan Figel, bei einer internationalen Konferenz über Christenverfolgung und die Verletzung der Religionsfreiheit am 27. November in Wien. Veranstalter war die „Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa“. Laut Figel muß weltweit mehr gegen religiös motivierte Verfolgung getan werden. 84 Prozent aller Menschen gehörten einer Religionsgemeinschaft an, 74 Prozent lebten in Ländern, in denen religiöse Freiheit unterdrückt werde. Laut dem katholischen Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky war die Lage von Christen weltweit noch nie so bedenklich wie heute. Auch in Europa habe sich einiges verändert, sagte Turnovszky in einem Grußwort. Es gebe erschreckende Trends der „Marginalisierung und politisch-medialer Repressalien“ sowie Drohungen gegen Organisationen, die für das umfassende Lebensrecht und die Menschenwürde einträten: „Gewalttätige Gegendemonstrationen bei Pro Life-Veranstaltungen sind in vielen Ländern ‘normal’ und werden medial kaum kritisiert.“ Er habe den Eindruck, daß das Konzept der Religionsfreiheit zusehends in sinnentstellender Weise umgedeutet werde: „Was ursprünglich als Freiheit für die Religionsausübung eine große Errungenschaft für das Leben entsprechend der Gewissensüberzeugung darstellte, wird mehr und mehr zur Freiheit von Religion im Sinn von Zwang zur Religionslosigkeit zumindest im öffentlichen Raum verdreht.“ Daß Europa mehr und mehr aufhöre, Menschen aufgrund ihrer religiösen Überzeugung zu schützen, treffe christliche Asylsuchende besonders hart: „Nachdem sie ihr Leben aufs Spiel setzten um nach Europa zu gelangen, schlägt ihnen hier oft erneut Gewalt, Bedrohung und Diskriminierung aufgrund ihres christlichen Glaubens entgegen, der von den staatlichen Autoritäten gerne übersehen wird.“ Die Referentin für Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Michaela Koller, rief die Teilnehmer dazu auf, in ihren Heimatländern ein Bewußtsein für das Thema Christenverfolgung zu wecken und sich nicht vor feindseligen Reaktionen zu fürchten. In Deutschland hätten beispielsweise mehrere Menschenrechtsorganisationen Kritik einstecken müssen, nachdem sie öffentlich auf die schwierige Situation von Christen in Flüchtlingsheimen hingewiesen hatten. Viele Menschen regten sich laut Koller danach nicht über die Attacken durch Muslime auf Christen und andere religiöse Minderheiten auf, sondern über die Veröffentlichung der Vorfälle. Selbst ein katholischer Bischof habe ihnen vorgeworfen, eine anti-islamische Stimmung in Deutschland zu befördern. An der Veranstaltung nahmen 120 Personen aus 20 Ländern teil. (idea/JF)