© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/16 / 02. Dezember 2016

Lesereinspruch

Abstoßend

Zu: „Rache am Establishment“ von Michael Paulwitz (JF 46/16)

Ihre Reaktion auf Trumps Wahlsieg hat mich irritiert, ja, abgestoßen. Mit konservativer Haltung hatte das nichts zu tun. Im Gegenteil. Man muß nicht gender-sensibel sein, um Trumps Wortwahl gegenüber Frauen als lümmelhaft zu empfinden. Ist das Herrn Paulwitz völlig egal? Bisher war ich der Meinung, daß Form und Stil für Konservative kein unwichtiges Beiwerk seien, sondern ein bedeutendes, nicht nur äußerliches Element der Lebenshaltung. Das Ethos des ehrbaren Kaufmanns, die Begrenzung durch das preußische „das macht man nicht“, der Abscheu vor dem Protz, den man etwas unfair vielleicht neureich nennt – alles unwichtig? 

Politische Unberechenbarkeit als positives Element gegenüber dem Establishment zu sehen und mit keinem Wort zu bedenken, daß diese Unberechenbarkeit auch die Wähler treffen wird und alle, die international handeln müssen – ein Ausfluß neuer Staatskunst?

Wer nicht begreift, daß das Phänomen Trump – was schwer genug sein wird – zivilisiert werden muß, den kann man schwerlich einen Konservativen nennen.

Karl Heinz Hoffmann, Krefeld