© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/16 / 02. Dezember 2016

Mütterrente
Frage der Gerechtigkeit
Jürgen Liminski

Rentenfragen sind Gerechtigkeitsfragen. Nirgendwo wird das so deutlich wie bei der Mütterrente. Warum sollen Mütter, die vor 1992 Nachwuchs bekamen, weniger Rente beziehen als Mütter, die danach Kinder zur Welt gebracht haben? Warum soll die Erziehungsleistung vor 1992 weniger wert sein als danach? Und warum folgt die Politik nicht dem Bundesverfassungsgericht, das wiederholt die Anerkennung des „generativen Beitrags“ angemahnt hat? Selbst Maxim Gorki, Herold des Sowjetsystems, würde sich bestätigt fühlen. Er meinte: Mit Müttern hat man kein Mitleid. 

Aber es geht nicht bloß um Almosen. Es geht um Gerechtigkeit. Für die Rettung von Banken oder Flüchtlinge werden Milliarden locker-

gemacht, aber bei der Gerechtigkeit für Mütter zeigt sich die Politik knauserig. Sicher, die CSU, die sich für die Mütterrente stark macht, wittert hier ein Thema, das insbesondere viele ältere Wähler mobilisieren könnte. Es bleibt aber, unabhängig von allen Motiven, immer auch eine Frage der Gerechtigkeit. Und weil das so ist, ist die Mütterrente immer auch ein Prüfstein für das Gerechtigkeitsverständnis der Parteien. 

Bleibt die Frage: Wer soll es bezahlen? Am besten nicht mehr die Allgemeinheit, sondern diejenigen, die zur generativen Bestandserhaltung des Systems nichts beitragen, aber am meisten davon profitieren: die Kinderlosen.