© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/16 / 25. November 2016

Blick in die Medien
L-Presse will nicht lernen
Tobias Dahlbrügge

In den Gebieten, die von den Terroristen des „Islamischen Staates“ wieder befreit wurden, haben Jesidinnen ihre persönliche Befreiung von der Burka gefeiert, indem sie ihre Stoffgefängnisse öffentlich verbrannten.

Bei einer Veranstaltung des AfD-Bezirksverbandes Berlin Steglitz-Zehlendorf griff der Berliner AfD-Abgeordnete Andreas Wild diese Geschehnisse auf und regte an, diese Freiheitssymbolik eventuell auch nach Deutschland geflüchteten jesidischen Frauen zu ermöglichen. Der Vorschlag wurde jedoch nicht weiterverfolgt.

Zitat verändert um eine Verbindung zum Nationalsozialismus zu konstruieren. 

Die Bild am Sonntag (BamS) und die Welt machten daraus die reißerische Geschichte, Wild habe öffentliche Burka-Verbrennungen gefordert. Der Berliner Kurier legte noch einen drauf und bog diesen Nicht-Vorfall zu einem Hetzartikel übelster Sorte zurecht: Das große Aufmacherbild zeigt die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten. Schlagzeile: „AfD-Skandal: Berliner Politiker will Burkas verbrennen!“ – mit dem diffamierenden Zusatz: „Solche Feuer gab es schon einmal – 1933 bei den Nazis.“

Wilds Äußerung „Ich will Burkaverbrennungen im Auge behalten“, gab das Blatt in indirekter Rede wieder: „Wild habe erklärt, er wolle Burkaverbrennungen – die an die Naziverbrennungen mißliebiger Bücher erinnern – im Auge behalten.“ 

Abgesehen davon, daß der frei hinzugefügte Texteinschub eine völlig falsche Assoziation zur Bücherverbrennung konstruiert, hätte Autor Gerhard Lehrke einfach Wilds Stellungnahme auf die BamS-Meldung lesen können. Die Behauptung, Wild sei für Nachfragen nicht zu erreichen gewesen, sei glatt gelogen, sagt dieser: „Ich habe keinen Anruf erhalten. Es gab auch keine Anfrage in unserem Pressebüro.“

Tatsächlich hatte Wild in seiner Stellungnahme abgewägt, man müsse bedenken, „daß diese Geste in islamischen Kreisen hysterische Reaktionen auslösen könnte“, deren Opfer wiederum geflüchtete Frauen werden könnten.