© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/16 / 25. November 2016

CD-Kritik: Darkthrone – Arctic Thunder
Nicht kaufen
Heiko Urbanzyk

Heutzutage bin ich der nette Nachbar von nebenan, der immer schön seinen Rasen mäht“, gibt Schlagzeuger Fenris in einem Interview zu. Jüngst wählten ihn seine Nachbarn in den Stadtrat seiner norwegischen Heimatstadt Kolbotn. Er warb mit einem Katzenfoto und der Parole „Wählt mich nicht!“ So kann es gehen in Norwegen, wo Teilen der einst so gefürchteten und gewalttätigen Black-Metal-Szene der frühen 1990er Jahre längst Kulturpreise und Fördergelder zufließen. Doch musikalisch verweigern Darkthrone ihre Domestizierung beharrlich.

Mit „Arctic Thunder“ wird jeder Schritt zur Professionalisierung vermieden. Bewußt begaben sich Gylve „Fenris“ Nagell und Ted „Nocturno Culto“ Skjellum für die Aufnahmen in ihren alten Proberaum aus dem Jahr 1988. Herausgekommen ist nach drei Jahren Pause ein Album, das die Anhängerschar ohne Überraschungen befriedigen wird. Spuren von „A Blaze in the Northern Sky“ (1992) und „Panzerfaust“ (1995) sind ebenso zu finden, wie die seit jeher bewußt betriebene Abkupferei bei den Szenehelden Celtic Frost. Das Unperfekte, die Punk-Attitüde und das Wissen darum, nur machen zu müssen, was man immer macht, sind fester Bestandteil der Selbstinszenierung von Darkthrone. „Arctic Thunder“ wird seine Freunde finden – selbst wenn auf der Plattenhülle nur zu lesen wäre „Kauft mich nicht!“

Darkthrone Arctic Thunder Peaceville Records (Edel), 2016 http://peaceville.com