© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/16 / 25. November 2016

VW will bis zu 23.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen
Dieselgate und Elektroirrsinn
Jörg Fischer

Volkswagen war auf dem Sprung, vor Toyota und GM der weltgrößte Autokonzern zu werden. Nur in den USA lief es schlecht. Doch statt das anzubieten, was der zweitgrößte Markt mag – Pickups, SUVs oder Vans – wollten die Deutschen die Amerikaner zum Diesel bekehren. Die Folgen sind bekannt: exorbitante Strafen, Umsatz­einbruch, Imageverlust.

Die wohl 18 Milliarden Euro fürs Dieselgate treiben VW nicht in die Pleite, die Portokasse war dank der 620.000 fleißigen Mitarbeiter prall gefüllt. Boni und Dividenden flossen weiter. Die Führungsebene hat aber nichts dazugelernt. Die Ankündigung, weltweit bis zu 30.000 Arbeitsplätze abzubauen – davon 23.000 in „konventionellen Bereichen“ in Deutschland –, kommentierte Porsche-Fahrer Matthias Müller im eiskalten Manager-Sprech: „Der Volkswagen-Konzern hat Fett angesetzt. Deshalb braucht es eine Schlankheitskur, die nehmen wir jetzt in Angriff“, so der VW-Chef in der FAS. Während den US-Kunden bis zu 10.000 Dollar als Entschädigung oder der Rückkauf winken, bekommen die Käufer außerhalb von God’s own Country ihr Fett weg: „Den Kunden in Europa entsteht ja kein Nachteil, weder beim Verbrauch noch bei den Fahreigenschaften“, so Müller. Die Software zum Überlisten der Abgas-Tests stelle nach EU-Recht „keine verbotene Abschalteinrichtung“ dar.

Ein neuer VW-Chef könnte solche Scharten vielleicht wieder auswetzen. Doch Müllers Plan, trotz mangelnder Nachfrage Milliarden für die Elektromobilität zu verbrennen, statt sich um die Abgase der Benzindirekteinspritzer oder die Erdgasautos zu kümmern, könnte VW wirklich in die Bredouille bringen. Was die Käufer wollen, zeigt die deutsche Zulassungsstatistik oder die Los Angeles Auto Show, die noch bis Sonntag läuft: „Bürgerliche Geländewagen für die breite, namenlose Mittelschicht“ (Welt). Aber vielleicht hofft Müller insgeheim auf Schwarz-Grün und eine „chinesische Lösung“: die kommunistische Volksrepublik will ab 2018 jährlich steigende Zwangsquoten für E-Autos vorschreiben.