© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/16 / 18. November 2016

Umwelt
Fair, aber nicht billig
Heiko Urbanzyk

Naturfreunde wissen, daß der Abbau Seltener Erden die Umwelt zerstört, oder daß Edelmetalle Bürgerkriege finanzieren können. Doch ohne diese Rohstoffe läßt sich kein Smartphone herstellen – und ohne dieses Wundergerät ist man vom Puls der Zeit abgeschnitten. Deshalb nutzen selbst hyperkorrekte Grüne für ihre aufklärerischen Botschaften ans Pack iPhones oder Samsungs, bei denen sich nicht einmal mehr ein schwacher Akku selbst wechseln läßt. Dabei gibt es seit drei Jahren eine zumindest etwas bessere Alternative: das Fairphone (JF 25/14), das 2015 den UN-„Climate Solutions Award“ erhielt. Ab Januar soll die technisch aufgerüstete, strahlenarme Version 2 für 520,63 Euro plus Versandkosten und Zoll erhältlich sein. Das Umweltbundesamt (UBA) ist so begeistert, daß es das Chinagerät mit dem „Blauen Engel“ für Langlebigkeit und Ressourcenschutz auszeichnete.

Die Aktualität der Google-Software könnte sich langfristig als Pferdefuß erweisen.

„Bei uns gibt es Ersatzteile und Reparatur-Tutorials“, werben die niederländischen Fairphone-Anbieter. Ein Rücknahmeprogramm stelle sicher, daß Altgeräte richtig entsorgt oder wiederverwendet werden. Der Austausch von Akkus oder die Reparatur von Kameras sind ohne Spezialwerkzeug möglich. Es gebe monatliche Sicherheitsupdates für das auf Android 5.1 basierende Betriebssystem, schwärmt das UBA. Das stimmt, doch die Aktualität der Google-Software könnte sich langfristig als Pferdefuß erweisen. Beim Fairphone 1 gab es technisch und lizenzbedingt nur das sicherheitstechnisch veraltete Android 4.4 KitKat. Inzwischen hat Google Android 7.0 Nougat bereitgestellt – doch nur die teuren Modelle von Samsung, LG oder Sony erhalten diese neue Betriebssystemversion. Bei Apple ist immerhein ab iPhone 5 das neueste Betriebssystem iOS 10 zugänglich. Nicht nur für Fairphone-Nutzer ist daher ein aktueller Virenscanner unabdingbar.