© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Meldungen

Hirnforschung korrigiert „soziales“ Menschenbild

BOCHUM. Seit langem erklären Sozialwissenschaftler Unverfügbares wie Geschlecht oder ethnische Identität zur bloßen „Konstruktion“. Auch das für die Ich-Identität zentrale autobiographische Gedächtnis sei nur eine „situationsspezifische Konstruktion“. Niemand habe also eine „wahre Autobiographie“ – eine ideologisch motivierte Irreführung. Denn erste, vom Neuropsychologie-Professor Nikolai Axmacher (Uni Bochum) vorgestellte Resultate einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Arbeitsgruppe zur Erforschung neuronaler Mechanismen des Hippocampus (der für Gedächtnisleistungen zuständigen Hirnregion), können die Hypothese von „sozial konstruierter“ Identität nicht stützen. Obwohl die Neuropsychoanalyse bei der Suche nach verborgenen hirnphysiologischen Determinanten unseres Bewußtseins und Handelns für Axmacher erst in den Kinderschuhen steckt, darf man von ihr gewiß weitere Korrekturen erwünschter Menschenbilder erwarten (Forschung, 2/16). (dg)

 www.ruhr-uni-bochum.de





Zuchtstrategie für eine aussterbende Schildkröte

DRESDEN. Bis vor 50 Jahren bevölkerte die bis zu 60 Zentimeter lange Nördliche Batagur-Flußschildkröte (Batagur baska) in reicher Zahl die Mangrovengürtel der südasiatischen Deltas. Seitdem nahmen Sichtungen auf Wissenschaftsexkursionen stark ab, denn die Eier des Reptils wurden als Delikatesse geschätzt und systematisch abgesammelt. Heute sind nur noch 20 erwachsene Tiere bekannt. Sie bilden den Genpool für ein Zuchtprogramm, das Forscher am Senckenberg-Standort Dresden koordinieren. Um nicht allein auf Züchtung angewiesen zu sein, suchen ihre mit deutschen Kollegen kooperierenden Zoologen in Bangladesch, wo 2013 drei Jungtiere auftauchten, nach wilden erwachsenen Exemplaren – bisher vergeblich (Senckenberg, 9-10/16). (li)

 www.igb-berlin.de





Erdkabeltechnik bleibt ökologisch umstritten

ESSEN. Die Gesetzesnovellen zum Energieleitungsbau sind für den Umweltrechtler Tobias Leidinger im Grundsatz zu begrüßen (Natur und Recht, 9/16). Positiv sei die Umstellung vom ein- auf zweijährigen Planungsrhythmus sowie die Vorgabe eines gradlinigen Trassenkorridors. Wichtige Bedenken gegen die Erdkabeltechnik habe der Gesetzgeber nicht ausgeräumt. So werde das Landschaftsbild durch 40-Meter-Schneisen, die man durch Wälder, Agrarflächen oder Natura-2000-Gebiete schlagen müsse, stärker beeinträchtigt als durch Freileitungen. Hier bedeute die Erdverkabelung „einen massiven Eingriff in die Bodenverhältnisse, der zu erheblichen Dauer- und Folgeschäden führen kann“. (li)

 luther-lawfirm.com





Erkenntnis

„In seiner Infrastruktur erinnert Amerika, dieses Land, das technologische Höchstleistungen vollbringt, mitunter fast an den Sudan.“

Karl-Theodor zu Guttenberg, Ex-Wirtschafts- und Verteidigungsminister und Gründer der New Yorker Beratungsfirma Spitzberg Partners