© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/16 / 11. November 2016

Teslas Millionengewinn im elektromobilen Milliardengrab
Grüne Börsentips
Thomas Kirchner

Anton Hofreiter ist nicht nur Grünen-Fraktionschef, sondern auch Börsenexperte: Er sehe, „daß Tesla sehr erfolgreich am Markt agiert“, verriet der promovierte Biologe dem Nachrichtensender N24. Und die kalifornische Elektroautofirma machte im dritten Quartal in der Tat 22 Millionen Dollar Gewinn. Dennoch liegt die Aktie immer noch etwa ein Fünftel unter ihrem Allzeithoch vom April. Und es ist erst das zweite Gewinnquartal seit Gründung 2003, die Verluste summieren sich aber auf fast 2,9 Milliarden Dollar. 

Nur wegen hoher Subventionen ist Tesla überhaupt „profitabel“. Die Firma erhält für jedes verkaufte Auto ein Emissionszertifikat (ZEV Credit Points), das an konventionelle Autohersteller verkauft wird. Der Erlös daraus summiert sich auf 139 Millionen Dollar und übersteigt den Gewinn um das Sechsfache. Dieser Zertifikatehandel ist ein von der Umweltbehörde Carb verordneter Gewinntransfer von anderen Herstellern zu Tesla. Und neue Vorschriften werden diesen Geldhahn zudrehen.

Dann muß Tesla echte Gewinne einfahren. Zwar stellt die hohe Bruttomarge von 25 bis 30 Prozent sprudelnde Gewinne in Aussicht. Im Vergleich zu VW, Toyota oder Ford, die nur 15 bis 20 Prozent erreichen, scheint Tesla eine Goldgrube zu sein. Nur Ferrari hat noch höhere Margen. Doch wenn Tesla die Einführung des Mittelklassemodells „3“ mit hohen Stückzahlen durchzieht, wird die Marge nicht mehr so hoch liegen wie im Luxussegment. Ob niedrigere Stückkosten reichen, die schrumpfende Marge auszugleichen, wird sich zeigen.

Am 17. November steht den Teslaaktionären die Abstimmung über die Fusion mit dem Photovoltaikanbieter Solarcity bevor. Kritiker befürchten, daß der Teslachef Elon Musk, der auch Hauptaktionär dort ist, sich durch die Übernahme in die eigene Tasche wirtschaftet. Die Schaffung eines Ökokonglomerats ist jedenfalls nicht ohne Risiko. Tesla hat Aktionäre und Manager, die mit der Technologie­branche vertraut sind, in der hohe Wachstumsraten über lange Verluststrähnen hinwegsehen lassen. Bei Apple exerzierte Steve Jobs vor, wie ein geschlossenes System miteinander verbundener Technologien Kunden bindet und Gewinne produziert. Ob das bei Solar und Autos genauso gut funktioniert, ist zweifelhaft. Die Marktkapitalisierung von 30 Milliarden Dollar ist in etwa halb so hoch wie die von VW, was sich nur durch Träume von noch nie dagewesenem Wachstum rechtfertigen läßt.

Addiert man zu Teslas Zertifikategewinnen und anderen Hilfen noch die bis zu 1,3 Milliarden Dollar an Subventionen, die Tesla über 20 Jahre für den Bau seiner Akkufabrik in Nevada erhält, dann steht die Wirtschaftlichkeit eigentlich in Frage. Deshalb steht zu erwarten, daß Tesla auch in Zukunft auf die eine oder andere Weise von Steuerzahlern und Autoherstellern subventioniert wird. Denn den Musterschüler des E-Autos wird kein Politiker pleite gehen lassen.