© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/16 / 04. November 2016

Steigende Preise für Milchprodukte angekündigt
Hoffnung im Überlebenskampf
Jörg Fischer

Ein Liter fettarme H-Milch für 42 Cent bei Aldi & Co., 3,5prozentige Vollmilch im Tetrapak für 46 Cent, das 250-Gramm-Paket Markenbutter für 70 Cent – mit diesen für Verbraucher traumhaften Niedrigpreisen wird nun Schluß gemacht. „Die Milchmenge ist zurückgegangen und nach langer Zeit geht es endlich wieder bergauf am Milchmarkt“, freute sich Peter Stahl, Chef des Milch­industrieverbandes MIV.

Die Butter kostet schon längst wieder 1,29 Euro, 400 Gramm Schnittkäse 1,59. Im November soll es bei der konventionellen Milch mindestens zehn Cent nach oben gehen. Auch die 200-Gramm-Schlagsahne wird kaum noch für 30 Cent zu haben sein. Was bei Kleinverdienern oder kinderreichen Familien keine Jubelstürme auslösen dürfte, ist aber ein Hoffnungsschimmer im Überlebenskampf der deutschen Milchviehhalter. Denn die schreiben mit jedem Liter Milch, den sie melken, horrende Verluste. Im Oktober verständigten sich daher knapp 10.000 Milchhöfe darauf, ihre Milchproduktion für drei Monate zu reduzieren. Zum Ausgleich gibt es staatliche Finanzhilfen.

Doch die Bauern sind skeptisch. Die Zahl der Milchviehbetriebe ging von Mai 2015 bis Mai 2016 um fast 3.500 auf nur noch 71.300 zurück. Von 2000 bis 2016 hat sich ihre Zahl damit fast halbiert. Besonders Süddeutschland muß bluten, im Norden und im Osten gibt es längst große „Milchfabriken“ mit 500 Kühen und mehr. Viele Bauernhöfe sind bereits massiv verschuldet. Und in „einem Preissystem, in dem sich immer erst Handel und Molkereien ihre Marge ziehen und die Milchbauern erhalten, was übrigbleibt“, seien die Bauern nur „Restgeldempfänger“, kritisiert Romuald Schaber, Vorsitzender des Milchviehhalterverbandes. Doch daran wird sich angesichts der Marktmachtverhältnisse wohl kaum etwas ändern.

Infos des Milchindustrieverbands MIV:  www.meine-milch.de

Bundesverband Deutscher Milchviehhalter:  bdm-verband.org