© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/16 / 28. Oktober 2016

Haltungsnote
Deutschsein erlaubt
Martina Meckelein

Emitis Pohl nimmt kein Blatt vor den Mund. „Die Deutschen sind bescheuert und naiv“, sagte die Kölner Unternehmerin jüngst in einem Interview dem Kölner Stadt-Anzeiger. Sie ließen sich vor lauter Toleranz und Liberalität, auf die sie zu Recht stolz sein könnten, von kriminellen Migranten auf der Nase herumtanzen. Gern würde sie das, was sie in ihrem neuen Buch „Deutschsein für Anfänger“ geschrieben habe, am „liebsten ständig herausschreien: Deutschland ist so ein tolles Land, ihr Deutschen seid toll! Warum versteckt ihr euch?“

Emitis Pohl flüchtete alleine mit 13 Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Sie machte hier das Abi­tur, studierte und ist heute eine erfolgreiche Geschäftsfrau und Mutter.

Dem breiten Publikum wurde die streitbare Deutsch-Iranerin Anfang des Jahres bekannt – als Zeugin der Übergriffe in der Kölner Silvesternacht.  Im Fernsehen forderte sie: „Straffällige Flüchtlinge müssen ausgewiesen und abgeschoben werden.“ Oder: „Die Grenzen besser kontrollieren und zur Not zumachen, keine Flüchtlinge mehr reinlassen.“ Dafür wurde sie, die Migrantin, als Nazi beschimpft.

Doch Pohl bleibt ener-gisch, und sie hält uns allen den Spiegel vor. Wir sollten hineinschauen.