© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/16 / 28. Oktober 2016

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Hohenschönhausen-Preis vergeben 

BERLIN. Der Hohenschönhausen-Preis geht in diesem Jahr zu gleichen Teilen an den chinesischen Schriftsteller und Dissidenten Liao Yiwu sowie die deutsche Initiative Doping-Opfer-Hilfe e.V. und ihre Vorsitzende, die Journalistin Ines Geipel. Wie der Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen mitteilte, würdigt die Jury mit der Verleihung des Preises an den chinesischen Schriftsteller Liao Yiwu einen Menschen, der sich unter hohem persönlichem Risiko für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit in der Volksrepublik China engagiert. In Büchern, Gedichten und Zeitungsartikeln prangere er die Verbrechen des kommunistischen Regimes in China an, das trotz seiner wirtschaftlichen Öffnung am Einparteiensystem, an politischer Unterdrückung und flächendeckender Zensur festhalte. Liao Yiwu hat sich dabei nach Auffassung der Jury in besonderer Weise um die Aufarbeitung der schrecklichen Geschehnisse während der chinesischen Kulturrevolution und der Niederschlagung der Studentenproteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking verdient gemacht. Er habe dafür einen hohen Preis bezahlt, da er mehrere Jahre im Gefängnis verbrachte und bis heute Zersetzungsmaßnahmen der chinesischen Geheimpolizei ausgesetzt sei. Liao Yiwu, der seit 2011 im deutschen Exil lebt, wurde 2012 bereits mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die Initiative Doping-Opfer-Hilfe e.V. und deren Vorsitzende Ines Geipel erhalten den Hohenschönhausen-Preis für ihre Aufklärungsarbeit über das systematische Staatsdoping in der DDR. Wie die Jury in ihrer Begründung hervorhebt, gab es Staatsdoping in allen kommunistischen Diktaturen in Europa, aber nirgendwo seien die Machenschaften von Sportfunktionären, Staatssicherheitsdienst und politischer Führung so umfassend aufgeklärt worden wie in Deutschland. Der Verein und deren Vorsitzende Ines Geipel hätten einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, deutlich zu machen, mit welchen skrupellosen Methoden die SED-Führung aus Prestigegründen sportliche Erfolge der DDR erzwungen habe. Nicht zuletzt dank ihrer Aufklärungsarbeit seien 2002 und 2016 Doping-Opfer-Hilfe-Gesetze in Kraft getreten, die hunderten Betroffenen erstmals Unterstützung zukommen ließen. Der Hohenschönhausen-Preis wird seit 2008 alle zwei Jahre vom Förderverein der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen verliehen und ist dieses Jahr mit insgesamt 7.000 Euro dotiert. Preisträger waren bisher die Schriftsteller Joachim Wal-ther, Erich Loest und Reiner Kunze, die Publizisten Karl Wilhelm Fricke und Sven Felix Kellerhoff sowie das Menschenrechtszentrum Cottbus. Die diesjährige Preisverleihung findet am 28. November in der Saarländischen Landesvertretung in Berlin statt. (JF)

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