© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/16 / 21. Oktober 2016

Frisch gepresst

Radikale. Interessieren Sie sich für neue, tiefere Einsichten über Anders Breivik, den Attentäter von Oslo und Utoya? Über den russischen „Eurasien“-Vordenker Alexander Dugin? Oder den syrisch-spanischen Dschihadisten Abu Musa al-Suri? Falls ja, können Sie jetzt hier aufhören zu lesen. Und Sie brauchen auch nicht zum neuen Band des Essener Politikwissenschaftlers Claus Leggewie zu greifen. Interessieren Sie sich aber vielleicht für Claus Leggewie? Dann lesen Sie weiter, und vor allem besorgen Sie sich schleunigst seinen Essay! Ärgern Sie sich bitte nicht, daß Sie bei Ihrem Bemühen, mehr über Leggewie zu erfahren, ständig mit den Gefährdern Europas belästigt werden, wobei er den Massenmörder Breivik in gleichem Atemzug mit „Rechtspopulisten“ wie Viktor Orbán nennt. Der Autor gibt Ihnen bei seinen Ausführungen über diese vor allem Gelegenheit, jede Menge über seine vermeintlich überlegenen Moralvorstellungen, seine politische Voreingenommenheit, seinen eigenen Radikalismus und sittliche Aufgeladenheit im politisch korrekten Sinne zu erfahren. Der schmale Band bietet diesbezüglich ein wahres Feuerwerk, das wirklich jeden Euro lohnt! (mo) 

Claus Leggewie: Anti-Europäer. Breivik, Dugin, al-Suri & Co. Edition Suhrkamp, Berlin 2016, gebunden, 149 Seiten, Abbildungen, 15 Euro





Grüner. Wie verändert sich das Leben als Berufspolitiker? Was wird aus seiner Privatsphäre, seiner individuellen Freiheit? Robert Habeck, Grünen-Politiker, schleswig-holsteinischer Agrarminister und Anwärter auf höhere Weihen innerhalb der Bundesführung, hat diese Veränderungen in seinem Buch in einer Art philosophischem Selbsterfahrungsbericht zu Papier gebracht. Es handelt von ersten politischen Erfahrungen Habecks als Schülersprecher über Annäherungsversuche an die Grünen während der Studienzeit, die Beschreibung einer Sitzung mit Großkopferten der Linksalternativen, die ihm ein Beitrittsformular hinschoben und ihn sofort zum Kreisvorsitzenden vorschlugen, bis hin zu seinen Erfahrungen als Abgeordneter und Minister. Kokett klagt Habeck über das enge Korsett, in das ein Politiker hineingezwängt wird, wenn er hohe Ämter übernimmt. Inhaltlich bietet das Buch lediglich grün-alternative Standard-ideologie, gepaart mit einer Prise Narzißmus, die Habeck ziemlich unkaschiert offenbart. (ro)

Robert Habeck: Wer wagt, beginnt. Die Politik und ich. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016, broschiert, 288 Seiten, 14,99 Euro