© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/16 / 14. Oktober 2016

Zwei, die anders sein wollen
Sind das Frauenmagazin „Barbara“ und das „Zeit-Magazin Mann“ wirklich so untypisch, wie sie meinen?
Verena Inauen

Uhren, Anzüge, teure Autos. Das sind die üblichen Schlagwörter und auch Bilder in Männerzeitschriften. Das Zeit-Magazin Mann möchte allerdings anders sein. Und erfüllt dabei alle Klischees mitsamt politisch korrektem Zeitgeist. Nach 15 Seiten Werbeanzeigen von homoerotischen Männermodels, Parfum und Anzügen erklärt Chefredakteur Christoph Amend dem Leser erstmals die Intention hinter dem neuen Magazin. Ungewöhnliche Männer und deren Geschichten will er in der halbjährlich erscheinenden Zeitschrift veröffentlichen. 

Ein geistig anspruchsvoller Text erwartet den Leser allerdings erst nach 27 Seiten. Darin degradiert der Zeit-Vize Bernd Ulrich die männliche Politik der letzten Jahrhunderte zum absolut sexistischen Akt und trumpft mit Genderklischees aus dem linken Spektrum auf. „Islamisten, die meisten Rechtspopulisten, reaktionäre Katholiken, eifernde Evangelikale, radikale Hindus, russische Putinisten und Mafiagangster“ wollen nämlich alle die angeblich jahrtausendealte Unterdrückung der Frauen verlängern und alles Weibliche in der Politik wieder zum Verschwinden bringen. 

Irritierend geht es weiter mit vermeintlichen Klassikern, denen ganze 29 Seiten im Mittelteil eingeräumt werden. Von Krawatten, Turnschuhen, Messern, Rucksäcken, Düften oder Daunenjacken ist da die Rede. Das dazu abgebildete Messer schneidet allerdings kein Fleisch, sondern zarte Auberginen und Äpfel. Die beworbenen Rucksäcke haben keinen Platz für einen Schlafsack, sondern höchstens für die verführerisch in Szene gesetzten Parfumflacons.

Ausführlich und mit großem fotografischem Können wird dagegen der Text zum 60. Geburtstag des Oscar-Preisträgers Christoph Waltz begleitet, bevor Elisabeth Raether den durchschnittlichen Porschefahrer auf die Standspur stellt. Denn nur noch „diese paar alten, weißen Männer, die noch übrig sind“, würden mit einem schnellen Sportwagen angeben und „die werden sich das auch noch abgewöhnen“, schreibt sie trotzig. 

Eine tatsächlich außergewöhnliche Idee liefert das Gespräch mit einem Mönch. Ausgerechnet dieser soll nach 43 Jahren Klosterleben beantworten, was an Männern „eigentlich noch toll“ ist. Nach der üblichen Dosis Fußball wird dem bis dahin längst verweichlichten Leser der neueste Manteltrend vorgestellt. Mit einem Mantel sei man nämlich immer gut angezogen, lautet der konservative Tenor.

Wer bis zu diesem Punkt durchgehalten hat, wird mit einer durchaus männlichen Geschichte über Weinbau und den Traum des 104jährigen Bodo Bruemmer belohnt. Nachdem jegliche noch in der Evolution übriggebliebene Männlichkeit auf den vorherigen 120 Seiten zur Teufelseigenschaft erklärt wurde, soll der Adelige nun den Aufruf verkörpern, manchmal auch egoistisch sein zu müssen und etwas für sich tun zu dürfen.

Zurück bleibt ein          verunsicherter Mann 

Der auf den Seiten mitgenommene Tatendrang löst sich allerdings beim Anblick der bodenständigen Handwerker in modischen Accessoires schnell wieder in Luft auf. Um das Bild des Jägers, Fischers, Müllers oder Schreiners nicht zu potent zu zeichnen, ließen sich die Protagonisten in weiblich taillierten Modestücke von Prada, Marc O’Polo und Co. fotografieren. 

Damit der endgültig verunsicherte Mann nicht ganz hilflos zurückbleibt, werden ihm zum Schluß aber noch Tips für die nächste „Playlist“ zu einem Essen mit Freunden gegeben und fruchtige Biere für den Kaminabend vorgeschlagen.