© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/16 / 07. Oktober 2016

CD-Kritik: Pete­ris Vasks
Baltische Melodik
Sebastian Hennig

Die beiden Kopfsätze Cantabile 1 und 2 von Peteris Vasks Flötenkonzert rahmen eine Burleske ein, der die skurrile Heftigkeit Schostakowitschs eignet, ohne sich zu dessen bitterem Sarkasmus zu versteigen. Der stampfende Marschrhythmus ist im überwiegend auf elegische Töne gestimmten Werk des Letten ungewöhnlich. Dita Krenbergas Flöte wird nie völlig vom Orchester beiseite gedrängt. Eine gesangliche Anmut macht sich auch in der Burleske geltend. Weite Teile werden nahezu solistisch bestritten. Allein Holzbläser und Streicher geben feine Erwiderungen. Erst gegen Schluß kommt das gesamte Orchester mit vielfältigem Schlagwerk noch einmal zum Zug. 

Peteris Vasks ist der lebende Zeuge einer eigentümlich baltischen Melodik. Wie hinter der klanglichen Faktur des Flötenkonzerts Schostakowitsch durchscheint, so kann für die Sinfonie Nr. 3 der Finne Jean Sibelius als eine Art Klangpate gelten. Beauftragt wurde das Werk von der finnischen Filharmonia Tampere. Zur Uraufführung im November 2005 erklärte Vasks dem Publikum, die Musik handele „von Liebe und Gesinnungstreue; von Verlusten und der Fähigkeit, aufzustehen und fortzuschreiten. Und schließlich vom endlosen Kampf von Licht und Dunkel“. Ähnlich wie in Sibelius Sinfonik herrscht hier eher klangfarbige Malerei als kontrapunktische Stringenz.

Peteris Vasks Flute Concerto / Symphony No. 3 Wergo, 2016 www.wergo.de