© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/16 / 07. Oktober 2016

Zeitschriftenkritik: Ma vie
Mitgefühl macht glücklicher
Werner Olles

Mitgefühl ist eine der wichtigsten Grundlagen unseres Lebens. Mit Empathie kann man Berge versetzen, Frieden und Glück stiften, Rückbesinnung auf Werte vermitteln und zum Nachdenken anregen. Doch während wir immer schneller und öfter im virtuellen Raum Botschaften austauschen, verlieren wir zur gleichen Zeit die Bereitschaft, im direkten Kontakt aufeinander zuzugehen, unserem Gegenüber mit seinen Problemen, Sorgen und Nöten zuzuhören und gegebenenfalls Hilfe und Unterstützung anzubieten.

Verhaltensforscher und Psychologen haben nun herausgefunden, daß Mitgefühl gar nicht so uneigennützig ist, wie man annehmen könnte, wir profitieren nämlich auch selbst davon. Hilfsbereitschaft, beispielsweise im Ehrenamt oder in der Nachbarschaft, wirkt sogar gegen Streß, gibt Kraft, macht gesünder, optimistischer und glücklicher. Anderen Menschen Trost zu spenden, ihnen Verständnis und Wohlwollen in schwierigen familiären, privaten oder beruflichen Krisen entgegenzubringen, kann also oft mehr bewirken, als teure Geschenke oder gut gemeinte Ratschläge zur falschen Zeit.

Die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift ma vie (Untertitel „Die Kunst sich Zeit zu nehmen“) beschäftigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe (Nr. 5/2016) jedoch nicht nur mit dem Thema „Mitgefühl“, sondern auch mit dem „Zauber des Herbstes“, seinem besonderen Licht, den Nebelschwaden, die über Wiesen aufsteigen, der Färbung der Blätter, den kühleren Abenden und dem prasselnden Regen an den Fernstern. „Der Herbst nimmt das Tempo aus unserem Alltag“, schreibt Chefredakteurin Maria Sandoval in ihrem Editorial. Ganz in Ruhe und ohne Eile lehre der Herbst uns Abschied zu nehmen und einmal über das eigene Leben nachzudenken.

Verabschiedet in die Einsamkeit und Weite Kanadas hat sich auch Beate Hofmann. Sie ließ den geregelten Alltag in Deutschland hinter sich, um am anderen Ende der Welt, wo Straßen und Wege weder Anfang noch Ende zu haben scheinen, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. In Kanadas westlichster Provinz, British Columbia, dem Land der Pioniere, Abenteurer, Entdecker, Goldgräber und Cowboys, mit seinem riesigen grünen Regenwald, den tiefen Canyons, dem gewaltigen Prärieland, den Wäldern, Seen, wilden Flüssen und hohen Bergen, hinterfragte sie ihr Leben und ihre Ziele. Kein Telefon klingelt hier, stattdessen achtet man auf Bärenspuren, den Stand der Sonne, und fragt sich, ob man noch bei Tageslicht das Lager erreichen kann, die Strandpassage noch vor der Flut passierbar ist, und man einen windgeschützten Platz für das kleine Zelt findet und genug Holz für ein wärmendes Feuer am Abend. Und während manch entlegener Ort nur mit dem Kanu oder Wasserflugzeug erreichbar ist, schärft sich in der Wildnis der Blick für die Schönheiten der Natur. Wenn man dann noch einen Weißkopfseeadler beobachten kann, der im Aufwind scheinbar mühelos dahingleitet, ist das Glück vollkommen.

Kontakt: Medien Innovation GmbH, Herbert-Burda-Platz 1, 77652 Offenburg. Das Einzelheft kostet 5,95 Euro, ein Jahresabo 35,70 Euro. 

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