© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

Blick in die Medien
#NichtEgal, scheißegal
Tobias Dahlbrügge

Die Youtube-Kampagne „361 Grad Respekt – gegen Ausgrenzung“, für die sich vor zwei Jahren Youtuber wie der notorische LeFloid instrumentalisieren ließen, hat wohl nicht viel bewirkt. Darum legt die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) jetzt noch eine Schippe drauf und startet den Kanal „Nicht Egal“ auf dem Online-Videoportal.

Sabine Frank, Projektleiterin bei Google, meint, es reiche nicht aus, Inhalte zu löschen; man müsse die „Diskussionskultur hierzulande ändern“. Das findet auch BpB-Präsident Thomas Krüger, der philosophiert: „Ich beobachte mit Sorge eine gewisse Verrohung der politischen Diskussionen.“ Ach! Wer hat denn angefangen, die Bürger als „braune Soße“, „Pack“, Dunkeldeutsche“ etc. anzupöbeln?

An 40 Schulen sollen Schüler in Workshops zu „Experten gegen Haß“ werden.

Aber das zählt für die Volkserzieher nicht als „Haß im Netz“, den sie bekämpfen wollen. Natürlich auch nicht die Terror- und Mordaufrufe auf der Linksextremisten-Seite „Indymedia“. Was für die Initiatoren „Hatespeech“ ist, wird klar, wenn man liest, daß Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) die Schirmherrschaft übernommen hat.

Die Desinfizierung des Videoportals von „Haß“ soll auch ein Offline-Modul bekommen. Zwei Dutzend jugendliche Youtuber haben sich von der Politik dafür einspannen lassen, Schüler in der Klasse mit dem Zeigefinger-Projekt vom Unterricht abzuhalten. An zunächst 40 ausgewählten Schulen sollen die Pausenclowns den „Kids“ erklären, „wie ihr zu Experten gegen Haß werdet“. Perspektivisch sollen sechstausend Jugendliche in zweihundert „Workshops“ politisch auf Linie getrimmt und politisch zu „Mentoren“ geschult werden. Lehrer munitioniert die BpB mit entsprechendem Propaganda-, äh, Unterrichtsmaterial auf.

Im letzten Jahr löschte Youtube/Google weltweit 92 Millionen Inhalte. Allerdings wächst die Zahl der hochgeladenen Videos pro Minute um 400 Stunden Material! Die adäquate Antwort ist der Youtube-Hit „Is‘ mir egal“ von Kazim Akboga.