© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/16 / 30. September 2016

CD-Kritik: Fritz Wunderlich
Recyceltes
Jens Knorr

Nachdem vor Jahren die Opernquerschnitte, die Fritz Wunderlich Anfang der 1960er für die Electrola aufgenommen hatte, von der EMI neu aufgelegt wurden (JF 2/12) und im vorigen Jahr bekannte und unbekannte Aufnahmen auf 50 CDs bei Membran, darunter viele „apokryphe“ erstveröffentlicht, hat nun die Deutsche Grammophon sämtliche Studioaufnahmen des lyrischen Tenors für die – nach Aussage der Tochter Barbara Wunderlich – „in seinen Augen einzige, für ihn ‘richtige’ Plattenfirma“, einschließlich der für Decca, Philips, Polydor und Heliodor, nachgeschoben. Es handelt sich im wesentlichen um ohnehin im Katalog gelistete „kanonische“ Aufnahmen, und so bietet die 32-CD-Box kaum Überraschungen.

Das Beiheft auf Hochglanzpapier enthält den üblichen hagiographischen Artikel, viele schwarzweiße und bunte Photographien sowie einen nützlichen Index, der das Auffinden einzelner Titel, insbesondere von den Platten mit volkstümlichen Liedern, erleichtert. Darin hat sich der editorische Ehrgeiz schon erschöpft. Zu den Modalitäten der einzelnen Aufnahmen hätte durchaus Substantielles recherchiert werden, dieser oder jener noch lebende Zeitgenosse Erinnerungen beitragen können. Aber wozu Dokumentation, wenn sich die Marke Wunderlich auch ohnedem verkauft.

Fritz Wunderlich Sämtliche Studio-aufnahmen für die Deutsche Grammophon, 2016 www.wunderlich-fritz.de