© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/16 / 23. September 2016

Plädoyer für einen Rückfall in die Vormoderne
Der Islam gehört in die Schule
(wm)

Anders als etwa Hermann Samuel Reimarus, Ludwig Feuerbach oder Friedrich Nietzsche sind Heinrich Heine, Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky nicht gerade als Matadore der Religionskritik bekannt. Trotzdem schreibt Kurt Edler, bis 2015 Referatsleiter im Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, diesen drei Dichtern das Verdienst zu, Religionskritik zum „elementaren Bestandteil unserer demokratischen Kultur“ gemacht zu machen. Die Irritation steigert sich noch, wenn Edler in seinem Essay „Gehört der Islam in die Schule?“ unter Berufung auf diese Religionskritik zwar fordert, die Schule müsse diese Errungenschaft der europäischen Aufklärung gegen Eltern verteidigen, die die geistige Entwicklung ihrer Kinder durch Unterwerfung unter religiöse Dogmen behindern wollen, um sich dann aber vehement für schulischen Islam-Unterricht einzusetzen (Pädagogik, 4/2016). Denn eine „von Spiritualität, Metaphysik und Mythologie gereinigte Schule“ könne man auch nicht wollen. Daß in diesem Rahmen dann der vormoderne „konservative Islam“ die wissenschaftliche Bildung „zum Einsturz“ bringen werde, sei nicht befürchten, wenn man junge Muslime staatlich und nicht an Koranschulen unterrichte, wo sie „gegen Demokratie und Menschenrechte in Stellung gebracht“ würden. 


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