Im verschneiten Norden Kanadas hat ein Forscherteam unweit des Polarkreises sein Lager aufgeschlagen. Bei ihren Ausgrabungen entdecken die Archäologen mehrere Artefakte mit Tiersymbolen und Zeichnungen verstümmelter Menschen. Die mysteriösen Steine lagen offenbar schon Zehntausende Jahre unter dem Eis versteckt. Doch schon bald nach dem Fund verschwinden die indianischen Hilfskräfte spurlos, dann bricht auch noch der Kontakt zur Außenwelt abrupt ab, und ein unbekanntes Bakterium infiziert das Camp der Wissenschaftler. Die Teammitglieder werden von einer ominösen Kreatur heimgesucht. Rettung ist weit und breit nicht in Sicht, die Überlebenden sind in der eisigen Wildnis völlig auf sich allein gestellt …

Lange Kameraeinstellungen, eine kalte, distanzierte und angstbesetzte Atmosphäre: Das Debütwerk des kanadischen Regisseurs Nick Szostakiwskyi, „Black Mountain Side – Das Ding aus dem Eis“ (2013), ist ein psychologischer Science-fiction-Horrorfilm, der weitgehend auf heftige Spezialeffekte verzichtet und ohne blutige Metamorphosen auskommt, aber dennoch zweifellos zur Oberliga des Genres zählt. Eher gemächlich inszeniert, spielt der Regisseur gekonnt mit menschlichen Urängsten und zeigt trotz einiger Längen ein besonderes Gespür für Visuelles – die idyllische Schneekulisse ist wie geschaffen für das rätselhafte Geschehen – und vor allem für Akustik. „Black Mountain Side“ bietet subtilen Horror, der die Phantasie des Zuschauers ankurbelt und gegen Ende mit einem kurzen Amoklauf noch einmal richtig aufdreht. Da spielt es auch keine Rolle, daß sich Szostakiwskyi einiger Genre-Klassiker bedient wie John Carpenters „The Thing“, Stanley Kubricks „The Shining“, Michael Manns „Die unheimliche Macht“ oder George Pan Cosmatos „Leviathan“.

Auf zahlreichen Fantasy-Festivals von Publikum und Kritik gefeiert, ist dieser ambitionierte Survival-Horror nicht nur für eingefleischte Genre-Fans ein besonderes Vergnügen. Sie werden in „Black Mountain Side“ auf ihre Kosten kommen, wenn sie die Phantastik erkennen, die hier am Werk ist und imaginäre Schrecken inmitten einer realen, abgeschiedenen Welt entstehen läßt.

DVD/Blu-ray: Black Mountain Side – Das Ding aus dem Eis. Lighthouse Home Entertainment 2016, Laufzeit etwa 95 Minuten