© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/16 / 23. September 2016

Zeitschriftenkritik: Craftbeer
Es ist angezapft!
Werner Olles

Bier ist unzweifelhaft das Lieblingsgetränk der Deutschen. Kein Wunder, daß es inzwischen eine regelrechte „Bierkultur“ gibt mit Bier-Festivals, Bier-Convents, Tagungen und Messen und sogar einem „World Beer Cup“, der Weltmeisterschaft der Biere, die seit 1996 alle zwei Jahre in den USA stattfindet und die bedeutendste Veranstaltung dieser Art ist. Da fehlte eigentlich nur ein Bier-Magazin, und auch das liegt jetzt vor. Seit 2015 erscheint sechsmal jährlich Craftbeer, das „Magazin für Bierbraukunst“, mit jeweils etwa 114 Seiten über die besten Biere der Welt, internationale Trinkfeste, Reportagen über das Bierhandwerk sowie alles Wissenswerte rund ums Thema Bier, von der richtigen Lagerung über regelmäßige Blindverkostungen bis zur Vorstellung ausgesuchter Bierspezialitäten, die bei Kennern Freudentränen und Sehnsüchte auslösen.

Die aktuelle Ausgabe (Nr. 2) begibt sich gemeinsam mit ihren Lesern auf die Reise nach Belgien, wo in der Klosterbrauerei Sankt Sixtus von den Trappisten-Mönchen eines der besten Biere der Welt gebraut wird: das „Westvleteren XII“. 1948 von den Mönchen entwickelt, wurde es vor einigen Jahren von Ratebeer zum weltbesten Bier gekürt, und seitdem gab es an den verkaufsoffenen Tagen vor dem Kloster kilometerlange Staus und Chaos vor Ort. Um das stille Refugium nicht gänzlich zu überfüllen, entschied man sich für ein neues System mit telefonischer Bestellung. Da die Mönche nur wenig Bier brauen – nach der Modernisierung der Anlage 60.000 Hektoliter –, müssen sie nicht zuviel Energie darauf verwenden, denn in erster Linie sind sie immer noch Mönche mit sieben Gebetszeiten täglich. So wird ihr Alltag möglichst wenig gestört, denn – so die Mönche – „wir brauen, um zu leben und leben nicht, um zu brauen“.

Wenn es um europäische Spitzenbiere geht, gehört die niederländische Brouwerij de Molen zu den ersten Adressen. Ihr Ruf ist legendär, vor allem was die Holzfaßreifung angeht. Anders als in Deutschland gibt es in den Niederlanden kein „Reinheitsgebot“, daher kann man dort in alle Richtungen experimentieren. Geht der Sud einmal daneben, gibt es eben Bierschnaps, oder es wird auch schon mal Bier mit Zwiebeln gebraut. Das Schrägste war jedoch das „Grashopper Saison“, pro Liter wurden dem Bier zwei Gramm getrocknete Grashüpfer hinzugefügt. Für ein besonders ausgeprägtes Aroma sollen sie aber eher nicht gesorgt haben.

Im tiefsten Bierkeller der Welt, in den von Menschen geschaffenen Katakomben im Lavagestein, lagert die Vulkan-Brauerei in Holzfässern ihren „Bourbon Barrel Bock“ dreißig Meter unter der Erde. Ihrem Standort in Mendig blieb die 1875 errichtete Brauerei bis heute treu. Im angeschlossenen Gastronomiebetrieb läßt sich Helles, Dunkles, Weizen und Pale Ale genießen. Die Küche ist herzhaft und regional, Rinder und Schweine stammen aus der Eifel, das Wild aus eigener Jagd. Dazu gibt es frisches Bierbrot, und das Helle darf der Gast im 10-Liter-Faß selbst zapfen.

Kontakt: Falkemedia Verlag. An der Halle 400 # 1,  24143 Kiel. Das Einzelheft kostet 7,50 Euro, ein Jahresabo 39,90. 

 www.craftbeer-magazin.de