© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/16 / 16. September 2016

Der britische Wissenschaftssektor nach dem Brexit
Attacken von EU-Forscherkollegen
(dg)

Der britische Wissenschaftssektor habe nach dem „Brexit“ die Parole ausgegeben: „Business as usual“. Was mehr einem Pfeifen im Walde ähnle, wie die Londoner Journalistin Kristina Moorehead feststellt (Deutsche Universitäts-Zeitung, 9/2016). Denn die Verunsicherung auf der Insel bleibe groß und werde derzeit durch „Attacken von Forscherkollegen aus der EU noch angefeuert“. Obwohl die 133 britischen Universitäten klar für einen Verbleib in der EU geworben hatten (JF 11/16), meldete die Webseite Scientist for Europe allein bis Mitte Juli 400 Fälle, die darauf hindeuten, daß britische Forscher offenbar persönlich für den Brexit haftbar gemacht würden. In „offene Diskriminierung“ seien diese „Negativ-Effekte“ bei den noch laufenden Wissenschaftskooperationen umgeschlagen. So habe man britische Forscher aufgefordert, bei der Bildung von Konsortien für „Horizont 2020“-Bewerbungen Führungspositionen zu räumen oder das Konsortium zu verlassen, vorgeblich, „um die Vergabe von Fördermitteln nicht zu gefährden“. Es offenbare sich eine Praxis der Ausgrenzung, die nicht darauf hindeute, bei den Austrittsverhandlungen allzu fair behandelt zu werden. Es dürfte jedoch kaum im Interesse der EU liegen, die Beziehungen zu einer weltweit führenden Wissenschaftsnation zu „marginalisieren“.


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