© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 38/16 / 16. September 2016

Kindergelderhöhung
Zwei Kugeln Eis
Birgit Kelle

Für eine Achtjährige sind zwei Euro viel Geld. Es ist die Summe, die unsere jüngste Tochter monatlich an Taschengeld erhält. Mit zwei Euro kann man immerhin 20 Packungen Brausestäbchen am Kiosk um die Ecke kaufen, oder ganze zwei Kugeln Erdbeereis. Schließlich ist immer noch Sommer. Ja, für eine Achtjährige sind zwei Euro monatlich wirklich ein Vermögen, das gehütet und verwaltet wird. Für uns als Eltern ist es ein Witz. Zwei Euro mehr Kindergeld sollen Eltern jetzt pro Kind erhalten. Ich nehme an, man erwartet von uns jetzt Gesten großer Dankbarkeit angesichts dieses großzügigen, familienpolitischen Meilensteins, dessen Kunde aus Berlin ins Land getragen wurde. 

Die zwei Euro könnt ihr euch sparen, ich will sie nicht. Ich will ein Familiensplitting, das uns dauerhaft und massiv als Eltern steuerlich entlastet. Ich will ein Rentensystem, das das Kinderkriegen nicht bestraft, sondern belohnt. Ich will das Betreuungsgeld wieder, damit gemeinsame Zeit in der Familie nicht zu einem Luxus für Besserverdiener wird. 

Behaltet eure zwei Euro. Oder gebt sie unserer kleinen Martha, die weiß noch nicht, daß sie uns mindestens 120.000 Euro kosten wird, bis sie ihr Elternhaus verläßt, und würde sogar danke sagen. Aber erwartet das nicht ernsthaft von den Eltern in Deutschland, denn sie sind eine Unverschämtheit.