© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/16 / 09. September 2016

Außerirdisches Leben zwischen heiß und kalt
Mysteriöses Signal aus dem Sternbild Herkules / Wird unser Nachbarstern Proxima Centauri von einer zweiten Erde umkreist?
Tobias Albert

Wer hinter dem Radiosignal steckt, das Astronomen voriges Jahr mit dem russischen Teleskop Ratan-600 empfangen haben, ist weiter unklar. Wurde es von Außerirdischen Richtung Erde gefunkt? Möglicherweise kam es von einem Planeten, der um den sonnenähnlichen Stern HD 164595 im Sternbild Herkules kreist – allerdings 94 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Aber vielleicht gibt es fremdes Leben sogar in unserer kosmischen Nachbarschaft? Denn einer Forschergruppe der Queen Mary University in London ist es gelungen, einen Exoplaneten aufzuspüren, der um unseren nächstgelegenen, „nur“ 4,25 Lichtjahre entfernten Nachbarstern Proxima Centauri kreist. Das Spannende an „Proxima Centauri b“, so der Name des Exoplaneten, ist seine Lage in der habitablen Zone – er befindet sich im richtigen Abstand zu seinem Stern, so daß Wasser auf seiner Oberfläche flüssig sein kann.

Entdeckt wurde der Planet von einer Forschergruppe um Guillem Anglada-Escudé, die mit dem Harps-Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile Proxima Centauri beobachtete. Da der Stern und sein Planet sich gegenseitig durch die Schwerkraft anziehen, schwankt Proxima Centauri und löst damit einen Lichteffekt aus, den Harps feststellen kann. Anders als Sonnenflecken, die ähnliche Lichteffekte verursachen, ist dieses Schwanken aber periodisch, da es von der periodischen Umlaufbahn des Planeten erzeugt wird.

Wie die Erde ist er ein Gesteinsplanet, er hat auch eine vergleichbare Masse, aber er zeigt stets mit derselben Seite zu seiner „Sonne“. Diese ist so immer dem Licht ausgesetzt und entsprechend heiß, während die Rückseite extrem kalt ist. Nur eine starke Atmosphäre könnte diesen Effekt abmildern. Andernfalls wären nur die Übergangsbereiche bewohnbar. „Wir haben keine Ahnung, ob dieser Planet eine Atmosphäre hat oder nicht und ob er Wasser besitzt oder nicht“, dämpft Ansgar Reiners von der Uni Göttingen die Erwartungen.

Das „Breakthrough Starshot“-Projekt könnte diese Frage beantworten: Nanosonden, die mit einem Fünftel der Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind, würden für diese Reise nur 20 Jahre brauchen.

Weiterführende Informationen:

 seti.org/

 breakthroughinitiatives.org