© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Neuer Ärger für Alice Schwarzer
Persönlichkeitsrecht: Die „Emma“-Frontfrau will ein Enthüllungsbuch über ihre Vergangenheit einstampfen lassen
Ronald Gläser

Das Private ist politisch. Eine linke Losung, die auch von der Publizistin Alice Schwarzer (73) stets verbreitet wurde. Doch jetzt ist die feministische Verlegerin entsetzt über ein Buch, das Waltraud Schade, eine angeblich frühere Geliebte von ihr, geschrieben hat: „Schwarzer Tango“. Darin berichtet die Autorin unter anderem über ihr Verhältnis zu Alice Schwarzer in den frühen siebziger Jahren. Auf dem Titel prangt die Parole „Das Private ist politisch“. Nach Angaben des Verlags rot & licht (Berlin) ist es die erweiterte Fassung eines ersten Buches von Waltraud Schade mit dem Titel „Tango mit Alice“, gegen dessen Verbreitung Alice Schwarzer ebenfalls juristisch vorgegangen war, weil sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sieht. Jetzt hat die Emma-Gründerin erneut ein Verbot erwirkt. Das Landgericht Köln erließ eine entsprechende einstweilige Verfügung, teilte der Verlag mit. Das Buch dürfe nicht mehr ausgeliefert werden. Für bereits verkaufte Exemplare verlangt Alice Schwarzer obendrein eine Entschädigung.

Der Verleger Krischan Schoeninger sieht sich im Recht. Er beklagt sich über Schwarzers Anwälte: „Die drehen sich das immer so, wie sie es gerne hätten.“ Außerdem werde Schwarzer mitunter auch als interessante Person „positiv dargestellt“, so Schoeninger zur JF.

In einem Prozeß könnte Schoeningers Anwalt Alice Schwarzer dazu befragen, warum sie die Verurteilung von Gina-Lisa Lohfink als Lügnerin für einen „Skandal“ hält, gleichzeitig aber knallhart gegen eine Autorin vorgeht, die über sie intime Dinge verbreitet.