© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Blick in die Medien
Ein langer Weg zurück
Ronald Gläser

Dunja Hayali hat in der WamS gefragt, was die Medien falsch gemacht haben: „Warum glauben viele Leute den nicht überprüften Informationen von Herrn Meier oder Frau Schulze, nicht aber denen von recherchierenden Journalisten?“ Sie hatte auch gleich eine Antwort parat: „Vielleicht, weil es in ihr Weltbild paßt.“ 

Eine selbstkritische Haltung scheint für die ZDF-Moderatorin nicht in Betracht zu kommen. Das ist schade, denn ohne Selbsterkenntnis ist auch kaum eine Besserung möglich. Es ist doch so: Journalismus ist eine Branche wie viele andere auch. Vertrauen der Marktteilnehmer ist schnell verspielt. Und wer es einmal verloren hat, der hat es um so schwerer, es wieder zurückzuerlangen. Noch heute müssen sich Kollegen beim Stern, die damals vielleicht noch gar nicht geboren waren, anhören, daß sie es waren, die diese Hitler-Tagebücher für echte gehalten haben.  

Die Schotten sind einer Studie zufolge unzufriedener mit der BBC als die anderen Briten. 

Bei Themen wie Einwanderung oder Bankenrettung fühlt sich das Publikum an der Nase herumgeführt. Daher diese Debatte über die Unaufrichtigkeit der Medien und die sinkende Relevanz. 

Das alles geschieht nicht von heute auf morgen. Eine Studie aus England hat ergeben, daß die Schotten in größerem Maße (17 Prozent) unzufrieden sind mit der BBC als die anderen Briten. Beobachter führen diesen Hader mit dem Staatssender übereinstimmend auf die Berichterstattung über das Schottland-Referendum zurück. Sowohl Gegner als auch Befürworter des Austritts hatten das BBC-Programm damals als voreingenommen angesehen.

Die Abstimmung war vor zwei Jahren. Es hat bis jetzt gedauert, daß solche Auswirkungen bekanntwerden. Es ist ein sehr langer Weg, den die Medien, vor allem die staatlich finanzierten Zwangsmedien, vor sich haben, wenn sie  ihn überhaupt gehen wollen. Die Aussage von Dunja Hayali läßt Zweifel daran aufkommen, daß dies überhaupt geplant ist.