© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/16 / 02. September 2016

Zeitschriftenkritik: Traditio et Innovatio
Wenn Wale vom Kurs abkommen
Werner Olles

Im Januar 2016 strandeten 29 Wale an europäischen Küsten, 13 davon an der Nordseeküste; keines der Tiere konnte sich ins Meer freischwimmen, doch gibt es bis heute keine wissenschaftliche Erklärung dafür. Die Meeressäuger stranden zwar nicht ausgesprochen selten, für Aufsehen sorgte im Januar allerdings die Menge der Tiere. Was führt immer wieder zu Strandungen von Walen? Zu Beginn des Winters ziehen sie aus ihren arktischen Nahrungsgebieten in Richtung Äquator. Experten gehen davon aus, daß sie bei den Färöer- und Shetland-Inseln nördlich von Schottland abgebogen sind und von dort in die Nordsee gelangten. Sie ist eine regelrechte Pottwalfalle, weil sie zu flach ist für Wale, die normalerweise in einer Meerestiefe von 500 Metern bis maximal drei Kilometern tauchen. Das Nahrungsangebot ist zu gering, und sie finden nicht mehr zurück, da sie sich per Echolot und an den Feldlinien des Magnetfeldes orientieren, die weiter nach Süden führen. Durch die geringe Meerestiefe der Nordsee wird jedoch der Schall stark zurückgeworfen und erschwert somit ihre Kommunikation und Navigation. Hinzu kommen der Unterwasserlärm des Schiffsverkehrs und die zahlreichen Windkraftparks, die bei den sensiblen Tieren für Schwierigkeiten bei der Echoortung sorgen.

Das Zoologische Institut der Universität Rostock kam bei seiner Forschungsarbeit zu den Walstrandungen zu dem Ergebnis, daß es fast ausnahmslos Jungbullen sind, die in flache Gebiete gelangen, weil sich die noch nicht geschlechtsreifen Pottwalmännchen oft von der Gruppe absondern, die Gegend erkunden und so vom Kurs abkommen. Das Meeresmuseum Stralsund konnte im Januar gemeinsam mit Studenten des Instituts bei der Bergung von zehn gestrandeten Tieren wichtige Vermessungen und Organproben für genetische Untersuchungen vornehmen, um herauszufinden, ob die Tiere miteinander verwandt waren. Ab dem kommenden Jahr soll im Zoologischen Institut das Skelett eines über elf Meter langen Pottwals ausgestellt werden.

Traditio et Innovatio, das Forschungsmagazin der Universität Rostock, beschäftigt sich in seiner aktuellen Ausgabe (2/2016) ebenso mit der Quantenphysik. Auch wenn diese schon über hundert Jahre alt ist, rückt ihre Anwendung erst heute in greifbare Nähe. Angefangen von Einsteins und Plancks Forschungen zur Quantenhypothese zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hat sich die Quantenphysik zu einer hochkomplexen Forschungsdisziplin entwickelt – für viele schwer faßbar, da das Vorstellungsvermögen bei diesem Thema an Grenzen stößt. Ziel der Wissenschaftler ist die Entwicklung theoretischer Grundlagen und experimenteller Techniken, um Phänomene der Quantenphysik für moderne Technologien nutzen zu können, wie etwa zur Kommunikationssicherheit bei der Datenübertragung. Dabei richtet sich das besondere Interesse der Forscher auf die sogenannte Quantenverschränkung bzw. Quantenkorrelation, ein Gedankenexperiment, das bereits 1935 einsetzte. 

Kontakt: Universität Rostock, Presse- und Kommunikationsstelle, Universitätsplatz 1, 18055 Rostock, Tel: 03 81 / 4 98-10 12

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