© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/16 / 26. August 2016

Haltungsnote
„Bin enttäuscht und traurig“
Christian Rudolf

Die Ernüchterung des Bürgermeisters Bernd Pohlers spricht aus jeder seiner Zeilen im Amtsblatt. Den Asylbewerbern in der sächsischen Kleinstadt Waldenburg eine Beschäftigung zu geben und ihrer Langeweile entgegenzuwirken, hatten „die Verwaltung, die Mitarbeiter des Bauhofes und des Diakoniewerkes viel Zeit geopfert“ und „sich viel Mühe gegeben“. Die Stadt schaffte sogar Arbeitskleidung im Wert von 700 Euro an. Doch die Herren Flüchtlinge lehnten ab. Eine gemeinnützige Arbeit, mit Hol- und Bringdienst durch den Bauhof, also zu besseren Bedingungen als für einheimische Hartz-IV-Empfänger – nein! Sie seien „Gäste von Frau Merkel“ und Gäste müßten ja nicht arbeiten, trumpften die Asylbewerber nach wenigen Tagen auf. Außerdem gelte in Deutschland ein Mindestlohn, und der sei dann auch von der Stadt zu zahlen. „Über diese Entwicklung bin ich persönlich enttäuscht und in gewisser Weise traurig.“ Weil seine Spendenaufrufe in der Bevölkerung großen Widerhall gefunden hätten, sehe Pohlers es als seine Pflicht, „Sie über die jetzige Situation zu unterrichten, wenn es mir auch schwerfällt und mir von mancher Seite abgeraten wurde“. Man schätze dessen Mut nicht gering ein, in Zeiten, in denen Worte schon ein Verbrechen sind.