© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/16 / 26. August 2016

Leserbriefe

Zu: „Wahlkampf gegen sich selbst“ von Konrad Adam, JF 34/16

Die Kanzlerin ruiniert die EU

Adams Kritik an Frau Merkel wäre noch zu erweitern, denn die Kanzlerin ruiniert nicht nur die CDU und die Bundesrepublik, sie ruiniert auch die EU!

Hermann Schubart, Marburg




Gleich mehrfach schizophren

Wir haben es hier mit einer Schizophrenie zu tun. Sichtbarster Ausdruck dessen ist die doppelte Staatsbürgerschaft. Denn damit haben die davon betroffenen Türken in Deutschland meines Erachtens sehr wohl die Pflicht, sich um die Belange der Türkei zu kümmern. Ebenso hat Erdogan die Pflicht, sich um alle türkischen Staatsbürger zu kümmern. Daß dadurch türkische Probleme auch in Deutschland ausgetragen werden, ist eine logische Folge und muß hingenommen werden. Der Doppel-Staatsbürger muß jeweils entscheiden, ober er sich für die westlichen Normen oder die staatserhaltenden Maßnahmen eines anderen Staates entscheidet, sofern diese im Widerspruch stehen. Wir können ihn nicht restlos in die Pflicht nehmen, sich für die deutschen Interessen zu entscheiden. 

Ähnlich schizophren erscheinen die politisch-korrekten Bekenntnisse von dem einen Gott, der für Christen wie für Muslime gleichermaßen stehe. Gleiches gilt für die „Toleranz“. Denn je mehr Toleranz eingefordert wird, desto intoleranter muß gegen diejenigen vorgegangen werden, die diesen Tribut an die Zustände nicht leisten.

Ferdinand Gesell, Grenzach-Wyhlen




Meßlatte für Mißtrauensvotum

Die Bundeskanzlerin baut in der Migrationspolitik (und nicht nur dort) weiterhin an Utopien, die zwar in der linksgrünen Parallelwelt der Parteiführungen, der Zeitungen und des Fernsehens Anklang gefunden haben, deren Bau aber weder durch ihre Wähler noch durch die Mitglieder der CDU je beauftragt wurden und die auch nicht baubar sind – eben Utopien. Diese sind der eigentliche Populismus. Das Scheitern dieser Politik ist offenkundig geworden und ebenfalls, daß die Wähler sich genau deshalb abwenden. 

Doch weil die CDU in den letzten Jahren so autoritär transformiert wurde, ist es bislang nicht zur politischen Wende gekommen, die aber noch vor der Bundestagswahl 2017 erreicht werden muß, um noch schlimmere Folgen für Deutschland (und auch für die CDU) zu verhindern. Am sozialdemokratischen Partner wird es auch bei uns, siehe Österreich, nicht scheitern. Was ist dafür zu tun? Wir müssen jetzt festlegen, welches Ergebnis bei den Landtagswahlen im Herbst als erfolgreiches Mißtrauensvotum gegen die Kanzlerin verstanden werden muß! Sollte die CDU etwa in Mecklenburg-Vorpommern nach der Landtagswahl nur noch die Auswahl haben, eine schwarz-rot-(grün-)linke Koalition zu bilden oder Juniorpartner der AfD zu werden, müßte dieser Punkt definitiv erreicht sein. Wer kann dann an die Stelle von Angela Merkel treten?

Die Führung der Koalition im Auftrag der gesamten Union kann dann nur jemand übernehmen, der in einem solchen Teil der Union eine Führungsrolle spielt, der nach wie vor als Volkspartei funktioniert – wo die Verankerung im Volk unverändert zu einer ständigen Korrektur, Erneuerung und Zustimmung durch den Bürger führt und zugleich kann es nur jemand sein, der von Anfang an der utopischen Migrationspolitik widersprochen hat. Solche Politiker finden wir in der Union nur noch außerhalb des Machtbereiches von Angela Merkel – in der CSU. Die Situation, daß die CSU so stark ist, daß ihr die Führung zufällt, ist ja nicht zum ersten Mal vorhanden, aber nun ist dies während der Legislaturperiode der Fall.

Eckhard Mackh, Wangen im Allgäu






Zu: „Bruderkampf in Almanya“ von Marc Zoellner, JF 34/16

Eine Frage von Grund und Boden 

Das Grundgesetz befindet in Art. 8 (1): „Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln.“ Von Türken ist keine Rede. Kluge Juristen sollten mal prüfen, inwieweit das Grundgesetz überhaupt auch für Ausländer gilt!

Eberhard Koenig, Baiern






Zu: „Rechdschreipkaos“ von Thomas Paulwitz, JF 33/16

Bewußte Irreführung

Vielen Dank für diesen Artikel. Ergänzend möchten wir hinzufügen, daß die Volksabstimmung in Schleswig-Holstein für jeden Normalverbraucher undurchschaubar war. Ehe der Volksentscheid zähneknirschend genehmigt wurde, mußten nicht unerhebliche Hürden überwunden werden. Als es dann zur Wahl kam, hatte man sich nicht nur zwischen „Ja“ oder „Nein“ zu entscheiden, sondern es gab eine dritte Möglichkeit, die hieß: „Wollen Sie, daß alles so bleibt wie es ist?“ Wenn man das angekreuzt hätte, wäre die Reform vom Volk gebilligt worden, denn die war bereits in Kraft. Trotz dieser bewußt irreführenden Klippe ist der Protest mit überwältigender Mehrheit ausgefallen. Um so schändlicher war das Vorgehen der Politiker, „per Erlaß“ den Volkswillen zu ignorieren.

Ekkehard und Elke Lau, Greifswald






Zu: „Zitate / Sawsan Chebli“, JF 33/16

Positive Diskriminierung

Bei dieser „intelligenten“ Aussage von Frau Chebli frage ich mich, was ist heute Voraussetzung, um im Auswärtigen Dienst stellvertretende Sprecherin des AA zu werden. Ich vermute: Parteibuch und Frau mit Migrationshintergrund. Weit ist es mit Deutschland gekommen; jetzt verstehe ich den Hohn, den Ausländer über diese Bundesregierung ausgießen. Mit solchen Vertretern desavouiert sich dieser Staat selbst.

Volker Krause, Arnsberg






Zu: „Zitate / Jakob Augstein“, JF 33/16

Vater werden ist nicht schwer

Zum Spiegel-Erben zwingt sich mir die Frage auf, wie oft denn wohl Herr Walser sich schon für Herrn Augstein geschämt hat.

Dieter Luttrup, Hagen






Zu „‘Konfrontativer werden’“ von Felix Krautkrämer, JF 33/16

Mehr Demokratie wagen

Wir wollen keine Parteienherrschaft, sondern eine Volksherrschaft; also sollten nicht Parteisoldaten andere Parteien bekämpfen, sondern der Wähler sollte entscheiden. Politiker sollen sich um Sachfragen kümmern und nicht undemokratisch und machtgierig andere Parteien ausschalten wollen.

Wolfgang Richter, Staudernheim






Zu: „Preußen ist tot, es leben Preußen!“ von Eberhard Straub, JF 33/16

Der Kaiser reitet nordnordöstlich

Eberhard Straub irrt, wenn er in seinem ansonsten ausgezeichneten Preußen-Beitrag schreibt, die Reiterstatue Kaiser Wilhelms I. am Deutschen Eck in Koblenz richte sich gen Westen, gen Frankreich. Er verwechselt dabei offenbar das Standbild des Reichsgründers mit der Germania des Niederwalddenkmals in Rüdesheim. Der Kaiser reitet vielmehr etwa in nordnordöstlicher Richtung in Verlängerung der Landzunge, an der Rhein und Mosel sich vereinigen. Unabhängig von einer eventuell ursprünglich beabsichtigten politischen Manifestation, wäre ein nach Westen verdrehtes Roß an dieser Stelle auch ästhetischer Unfug gewesen.

Rainer Reimers, Oyten






Zu: „Pankraz, Vitus Dröscher und der Mensch im Tier“, JF 33/16

Die Ästhetik der Bahnschwellen

Während der Reitlehrer-Ausbildung im Gestüt Marbach rief der Reitlehrer Ch. Lamparter den Reitern zu: „Überlaßt das Denken den Pferden, die haben größere Köpfe!“ Dies war nicht nur so hingesagt, sondern entsprach seiner Erfahrung mit Reitern und Pferden. 

Unser Hund, ein Labrador, hatte die Gewohnheit, bei jedem Waldspaziergang lange Äste aufzunehmen, die manchmal die ganze Breite des Weges sperrten. Regelmäßig legte er die Zweige, die nicht nur sehr lang, sondern manchmal auch recht schwer waren, im Garten ab, und ebenso regelmäßig beförderte mein Mann sie unter Mißbilligung („muß denn das immer sein“) in den Wald zurück. Eines Tages legte der Hund seinen Zweig im Wald ab, am Ende des Waldweges, bevor dieser in die Straße mündet. Bei jedem Spaziergang legte er den Ast in fast gleichem Abstand von etwa 40 Zentimeter hinter den vorderen, so daß im Laufe des Sommers ein richtiges Kunstwerk entstand. Die Äste lagen ähnlich Bahnschwellen hintereinander. Jedesmal wenn der Hund seinen Zweig abgelegt hatte, schien es, als betrachte er zufrieden sein Werk. Nie mehr brachte er einen Ast in den Garten. Er hatte also gelernt und eine Alternative gefunden, die er ästhetisch ausgestaltete. 

In mancher Hinsicht sind Tiere schon die besseren, weil ehrlicheren „Menschen“, denn „in einer Tiersozietät kommt keine Flasche nach oben“, so der Erziehungswissenschaftler und Verhaltensbiologe Felix von Cube.

Dr. Rosemarie Klotz-Burr, Ölbronn






Zu: „Facebooks Schand’ kommt an die Wand“ von Ronald Berthold, JF 33/16

Unverständliche Sichtweise

Mir ist es unverständlich, wie ein erfahrener Jurist wie Joachim Steinhöfel sich dazu versteigt, in der Diskussion um Facebook ausgerechnet das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zu zitieren. Dieses Grundrecht existiert im öffentlichen Raum, aber es ist dem Hausrecht untergeordnet. Ich weiß nicht, wie Herr Steinhöfel es in der Praxis mit Kommentaren auf seinem eigenen Blog hält, aber unbestreitbar und unbestritten hat er allein das Recht, zu entscheiden, was dort erscheint und was nicht, und haftet im Zweifel auch für Gesetzesverstöße.

Nun ist facebook.com fraglos größer und auch bekannter als steinhoefel.com, im Prinzip aber ist beides dasselbe. Anstatt einem privaten Anbieter vorzuwerfen, in seinem Privatbereich nach seinem Gutdünken das Hausrecht anzuwenden, genau wie es steinhoefel.com tut und blog.berger-odenthal.de und genauso auch jungefreiheit.de, sollte er lieber fragen, was Schreiber dazu treibt, ihre Meinung nicht im öffentlichen Raum zu äußern, wo das Grundrecht auf Meinungfreiheit gilt, sondern im dessen Hausrecht unterworfenen Privatbereich des Datenschnüfflers Facebook. Für den sind sie nichts als seine Ware, mit der er sein Geld verdient und keineswegs Kunden mit Rechten und Ansprüchen. Die Möglichkeit, dort zu schreiben, wird kostenlos und unverbindlich gewährt und nichts hindert den Anbieter, sie jederzeit zu entziehen oder einzuschränken. Jeder Wohnungs- und Ladeninhaber handhabt sein Hausrecht ganz genauso.

F. Axel Berger, Köln-Ossendorf






Zu: „Wohlstandsverdummung / Unbeirrte und Faktenblinde“ von Wolfgang Kaufmann, JF 33/16

Deutscher Sonderweg

Leider verwickelt sich der Autor in seinem Artikel über Intelligenz in logische Widersprüche: Er beschreibt die Intelligenzentwicklung in Ländern wie Norwegen, Dänemark, Finnland, Großbritannien und Australien als vergleichbar mit der in Deutschland. Aufgrund dieser Wohlstandsverdummung seien die Deutschen blind für die desaströsen Folgen der „Willkommenskultur“. Die Bürger der obengenannten Länder besitzen jedoch trotz angeblichem IQ-Verlust soviel Realitätssinn und Klugheit, um die deutsche „Willkommenskultur“ als „hippiehaft“ (britische Presse) abzulehnen. Also wären für diesen neuen deutschen Sonderweg eher psychologische als kognitive Faktoren verantwortlich machen.

Beatrix Neuber, Fürstenfeldbruck




Erweckung durch Betroffenheit

1947 geboren und aufgewachsen in der DDR, fragten mich meine Verwandten aus dem Westen oft: „Warum laßt ihr euch das gefallen?“ Heute frage ich: „Warum laßt ihr euch das (die Flüchtlingspolitik) gefallen?“ Das Volk, der größte Teil, sieht offenbar nichts um sich herum. Erst wenn man betroffen ist, wacht man auf.

Eckardt Bruger, Bad Doberan






Zu: „Kriegserklärung über den Versorgungsweg“ von Wolfgang Kaufmann, JF 33/16

Zeuge im Zwangsarbeitslager

Am 8. März 1947 kam ich, damals 17 Jahre, nach fünfwöchiger Fahrt von Frankfurt/Oder aus in Prokopjewsk in Mittelsibirien an und wurde in ein Zwangsarbeitslager eingewiesen. Die Menschen außerhalb des Lagers waren überwiegend ebenfalls Zwangsverpflichtete, sogar die verschiedenen Direktoren unseres Sägewerkes. Zusammen mit unserem Zugführer besuchte ich im Frühjahr eine Gemeinschaftsunterkunft der „Sowjetmenschen“. Da sah ich, wie sich welche schwarzen Kartoffelmatsch auf einer Herdplatte brieten. Die Kartoffeln hatten sie, nachdem der Boden aufgetaut war, aus der Erde geklaubt. Das sah so eklig aus, daß ich diese „Speise“ nicht hätte essen können, obwohl ich damals immer hungrig war. In der Umgebung sah ich etliche mehrere Meter hohe Halden mit leeren Blechbüchsen US-amerikanischer Herkunft. Ein Sowjet, der Deutsch sprach, sagte zu mir, hätten sie diese Büchsen nicht gehabt, wären sie hier verhungert. Bis 1948 war die Ernährungslage außerhalb des Lagers immer noch schlechter, als im Lager. 

So stützen meine Erinnerungen die Angaben im Bericht von Wolfgang Kaufmann. Ich war am 24. Oktober 1945 mit 16 Jahren von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet worden und kam über den „GPU-Keller“ in Calau und das ehemalige Landgerichtsgefängnis in Cottbus in das „Sowjet-KZ“ Ketschendorf, das heute verharmlosend „Internierungslager“ genannt wird. Ende 1946 wurden nach ärztlicher Untersuchung von etwa 10.000 Lagerinsassen 315 für arbeitsfähig befunden, darunter ich. Bei einem Aufenthalt in Brest-Litowsk (der polnisch-sowjetischen Grenzstadt) wurden nach einer weiteren Untersuchung von diesen 92 nach Deutschland zurückgeschickt, aber nicht entlassen, sondern in ein anderes der damals bestehenden zehn Sowjet-KZ eingewiesen.

Wolfgang Lehmann, Rimbach