© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/16 / 26. August 2016

„Lügenpresse“: Logische Effekte medialer Kommunikation
Unvermeidlicher Manipulationsverdacht
(wm)

Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“ Man müsse kein Freund von Karl Marx und Friedrich Engels sein, um, wie der Leipziger Medienwissenschaftler Uwe Krüger befindet, diese so klassische wie triviale Sentenz „auch für demokratische Systeme mit pluralistischer Medienöffentlichkeit in Betracht zu ziehen“. Demnach sind dort heute die Deutungsmuster der politischen und ökonomischen Machthaber eben die vorherrschenden Deutungsmuster im „Medien-Mainstream“. Wie alle anderen Beiträger des der „Glaubwürdigkeitskrise“ deutscher Medien gewidmeten Heftes von Aus Politik und Zeitgeschichte (30-32/2016), dem Organ der Bundeszentrale für politische Bildung, ist Krüger bestrebt, den während der „Flüchtlingskrise“ mit bislang unbekannter Deutlichkeit zutage getretenen Konformismus nicht allein der tonangebenden Leitmedien als Normalfall des Metiers auszugeben. Denn das „neutrale Abbilden“ des politischen Diskurses sei ohnehin nicht möglich, weil es, so erläutert sein Kölner Kollege Jochen David Seidler, von jeher ein „logischer Effekt medialer Kommunikation“ sei, daß sie uns nicht eine Information mitteilen und zugleich darüber informieren könne, wie sie diese Information produziere. Eine Crux, die seit 200 Jahren Manipulationsvorwürfe gegen die „Lügenmedien“ evoziere. 


 www.bpb.de