© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/16 / 19. August 2016

Bertelsmann-Studie über Unternehmer mit Migrationshintergrund
Buntes Wirtschaftswunder
Jörg Fischer

Für Daimler-Chef Dieter Zetsche war der Flüchtlingsstrom „die Grundlage für das nächste deutsche Wirtschaftswunder“. Für David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, war der Millionenzuzug „das Beste, was 2015 passiert ist“. Daß durch die Wirtschaftsinitiative „Wir zusammen“ bislang aber nur 449 Flüchtlinge eingestellt wurden, zeigt, daß Mercedes & Co. mehr erwarten, als „hoch motiviert“ zu sein.

Um den Optimismus neu zu befeuern, veröffentlichte Bertelsmann eine Studie, die von den Leitmedien begierig aufgegriffen wurde: „Migranten schaffen Millionen Jobs in Deutschland“ lautete der Tenor. Der Subtext: Keine Panik, es dauert, aber wir schaffen das! Die beauftragte Prognos AG lieferte, was der Auftraggeber wollte. Daß Afghanen, Eritreer, Iraker, echte und selbsternannte Syrer oder Roma – also die Mehrheit der Geflüchteten – auch nach vielen Jahren in Deutschland meist dem Steuerzahler auf der Tasche liegen, ist Fakt. Aber mit einem Kniff läßt sich alles schönrechnen: Migranten sind alle, „die nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugezogen sind, alle in Deutschland geborenen Ausländer/-innen und alle in Deutschland mit deutscher Staatsangehörigkeit Geborenen mit zumindest einem zugezogenen oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil“.

Daß Migranten weiter meist Stellen im Handel, Gastgewerbe und auf dem Bau schaffen, überrascht nicht. Bedenklicher erscheint, daß sich „das durchschnittliche Qualifikationsniveau der Selbständigen in den meisten westdeutschen Ländern seit 2005 deutlich verschlechtert“ hat. Warum in der Region Ost der Anteil hochqualifizierter Migranten dagegen deutlich zugenommen hat, verrät die Studie nicht. Prognos hätte dafür die anonyme Migrantenmasse aufschlüsseln müssen – doch so etwas paßt den Bertelsmännern nicht ins Konzept.

Prognos-Studie „Migrantenunternehmen in Deutschland zwischen 2005 und 2014“:  www.bertelsmann-stiftung.de