© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/16 / 19. August 2016

Warnung vor Trump
Steinmeier for President?
Jürgen Liminski

Von Frank-Walter Steinmeier ist nicht bekannt, daß er vor seiner Zeit als Außenminister Steine auf Polizisten oder Repräsentanten der Staatsgewalt geworfen hätte. Er ist besonnen, umsichtig, klug. Umso erstaunlicher ist seine Attacke auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Bei Claudia Roth oder Hans-Christian Ströbele könnte man sagen, die sind so. Bei Steinmeier muß man sich fragen: Was bezweckt er damit? 

Sicher, Trump ist für Intellektuelle und Diplomaten eine Zumutung. Aber er wäre nicht der erste, der von Beamten und Beratern eingehegt vernünftiger regieren würde als er heute redet. In Amerika funktioniert die Gewaltenteilung jedenfalls besser als in Europa. Und selbst wenn er, was alle Umfragen derzeit voraussagen, verlieren sollte, er wird viele Amerikaner hinter sich bringen und nicht nur diese werden sich von Steinmeiers Wurf getroffen fühlen. Bei Angriffen von außen stehen die Amerikaner zusammen. 

Vermutlich ist es Steinmeier egal, wer demnächst das Auswärtige Amt leitet und die Scherben zusammenkehren muß. Sein offenes Wort klingt nach einem anderen Amt. In seinem Alter greift man nicht mehr unbedingt nach Macht, sondern nach Ansehen. Das bekäme er in Bellevue. So gesehen wäre die Trump-Schelte eine erste Übung und auch eine Art Bewerbung nach dem Motto: Ich kann’s besser.