© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Frisch gepresst

Dschihad. Der Untertitel „Streifzüge durch die muslimische Welt“ ist beim Wort zu nehmen. Kurze, schlaglichtartige Rückblicke auf die arabische Hochkultur, ihre Islamisierung und ihren sukzessiven Niedergang ab dem 13. Jahrhundert fügen sich zu einem Mosaik islamischer Geschichte vom Volksstamm der Thamud bis zur willkürlichen Gebietsaufteilung europäischer Kolonialisten. Am Herzen liegen Manfred Schlapp, der schon als Jugendlicher durch arabische Länder trampte, die kulturellen Verflechtungen zwischen Orient und Okzident, als der Stauferkaiser Friedrich II. gemeinsam mit islamischen Kalifen für Frieden und blühenden Handel sorgten. Die vollständige Zerstörung der damaligen Weltstadt Bagdad im Jahr 1258 wertet Schlapp als Zäsur zwischen dem „Goldenen Zeitalter“ der muslimischen Kultur und der machthungrigen osmanischen Dynastie. Mit jedem Mal Umblättern tritt der politische Islam, der die westliche Welt seit 2001 in Atem hält, deutlicher zutage. Fazit: Der blutige Dschihad und der „Krieg der Wiegen“ gegen den in Feigheit und Dekadenz erstarrenden Westen ist allein aus eurozentrischer Perspektive nicht zu verstehen. (mv)

Manfred Schlapp: Islam heißt nicht Salam. Streifzüge durch die muslimische Welt. Ein Lesebuch. Offizin Verlag, Zürich 2016, gebunden, 380 Seiten, 29 Euro





Innovation. 99 Prozent des heute erreichten Wohlstands, rechnet der Wirtschaftsjournalist Gabor Steingart vor, entstand in kaum einem Prozent der Menschheitsgeschichte. Ein erstaunlicher Kontrast, den der Chemiker Hubert Suter zum Ausgangspunkt nimmt, um an die wichtigsten naturwissenschaftlich-technischen Erfindungen des hochproduktiven Jahrhunderts zwischen 1860 und 1960 zu erinnern. Die Palme der historisch bedeutendsten Basis-Innovation verleiht er dabei der durch das Haber-Bosch-Verfahren ermöglichten Kunstdüngerproduktion, die „Brot aus der Luft“ erzeugt und damit das Welthungerproblem (fast) gelöst hat. Suter ist ebenso bemüht, die politischen und ökonomischen Voraussetzungen zu beleuchten, die Erfolg oder Mißerfolg einer Innovation bedingen. Mit Blick auf solche externen Faktoren, die den Transrapid hierzulande ebenso ausbremsten wie fortgeschrittene Reaktortechnologie, die inzwischen China vermarkte, stimme ihn der aktuelle Zustand deutscher Innovationskultur eher „nachdenklich“. (ck)

Hubert Suter: Innovationsprozesse. Wie sie zustande kommen. Was sie bewirken. Hohenrain-Verlag, Tübingen 2016, gebunden, 207 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro