© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Meldungen

Verkauf von Fundstücken polarisiert Archäologen

Leinfelden. Infolge des Baubooms der vergangenen Jahre und der dadurch veranlaßten Notgrabungen konnten die Archäologen hierzulande mehr Fundstücke bergen als je zuvor. Deshalb platzen die Depots der Landesämter und Museen mittlerweile aus allen Nähten. In dieser Situation macht nun der Vorschlag des österreichischen Prähistorikers Raimund Karl die Runde, endlich das zwanghafte Horten zu beenden und sich auf die Untersuchung und Erhaltung der wirklich bedeutsamen Stücke zu konzentrieren – der Rest solle verkauft werden, womit auch gleich noch Geld für die Forschung hereinkomme (Bild der Wissenschaft, 7/2016). Dem widersprechen allerdings andere Fachleute wie die sächsische Landesarchäologin Regina Smolnik: Niemand könne heute sagen, was in der Zukunft einmal für die Wissenschaft bedeutsam sein werde, wenn ganz neue Methoden zur Verfügung stünden? Tatsächlich gäbe es ohne früher aufbewahrte „wertlose“ Knochenreste heute keine Möglichkeit, DNA-Analysen vorzunehmen. (wk)

 www.wissenschaft.de





Schiffsfriedhof in der östlichen Ägäis entdeckt

Southampton. Einen Schiffsfriedhof größten Ausmaßes entdeckten Unterwasserarchäologen der University of Southampton im Fourni-Archipel in der östlichen Ägäis: Rund um die 19 Inseln unmittelbar südlich der Meerenge zwischen Samos und Ikaria liegen auf nur 44 Quadratkilometern 45 Wracks. Die ältesten stammen dabei aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. und die jüngsten aus dem 19. Jahrhundert (Mitteilung der University of Southampton vom 19. Juli 2016). Die Briten lokalisierten die gesunkenen Schiffe sämtlich in dem kurzen Zeitraum von September 2015 bis Juni 2016 und vermuten noch deutlich mehr Wracks in der Gegend: immerhin seien erst fünfzig Prozent der Fläche um Fourni abgesucht worden. Deshalb will das Taucherteam von Peter Campbell seine Arbeit bis Sommer 2018 fortsetzen – allerdings ist das Fundgebiet jetzt schon weltweit einmalig. Daß hier so viele Schiffsreste auf dem Meeresgrund liegen, resultiert wohl daraus, daß der Archipel direkt an der Haupthandelsroute vom Schwarzen Meer in die Levante lag. (wk)

 www.southampton.ac.uk





Erste Sätze

Ich glaube, es ist Zeit, daß ich mich vorstelle: Mein Name ist Karl Müller, zumindest kam ich vor fünfundfünfzig Jahren mit diesem Namen zur Welt.

Ephraim Kishon: Der Glückspilz. Satirischer Roman. München 2003





Historisches Kalenderblatt

12. August 2006: In einem „FAZ“-Interview gesteht der Literaturnobelpreisträger Günter Grass, daß er als 17jähriger 1944 in die Waffen-SS eingetreten ist. Die Kritik an dem stets als NS-Moralinstanz auftretenden Literaten dominiert wochenlang die Feuilletons.