© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/16 / 12. August 2016

Blick in die Medien
Bloß nicht berichten
Tobias Dahlbrügge

In Deutschland gibt es keine staatliche Medienkontrolle. Doch die Süddeutsche Zeitung behauptet, nun würden „die ersten Rufe danach laut“. Wer da ruft, ob es vielleicht die SZ selber ist, bleibt unerwähnt. Gefordert würden „Regeln für Terrorismus-Berichterstattung“. Die SZ zitiert einen Professor  und angeblichen Terrorismus-Experten: „Wir müssen die Berufsethik der Journalisten neu definieren.“

Nach der jüngsten Anschlagsserie durch islamische Einwanderer in Nizza, Würzburg und anderswo sollen die Journalisten sparsam mit Bildern und Begriffen sein, „um die Täter nicht zu heroisieren“ – und die SZ fragt: Haben die Medien „hier nicht einfach genau so reagiert, wie es sich der IS wünschte?“

Kürzlich war die SZ   entzückt über Amateurvideos, die „Polizeigewalt“ dokumentieren. 

Bei Bekennerbotschaften sei „höchste Zurückhaltung geboten“, denn diese seien Propaganda, durch die sich „psychisch labile Einzeltäter ermutigt fühlen“, argumentiert Autor Georg Mascolo. Außerdem wird ein Polizeisprecher mit dem Warnhinweis zitiert, Bilder von Terroranschlägen könnten harmlose Leser und Zuschauer traumatisieren.

Der Staat soll also die Medien dazu bringen, islamische Attentäter zu gestörten und isolierten Amokläufern herabzustufen, um ihnen die Propagandashow zu stehlen und das Publikum nicht aufzuregen.

Gilt das eigentlich auch für „rechte“ Gewaltakte? Sollte lieber nicht über Angriffe auf Flüchtlingseinrichtungen berichtet werden, um keine Nachahmer zu motivieren? Die Unterdrückung des Reflexes dürfte den Redakteuren übermenschlich schwerfallen. Erst kürzlich zeigte sich die SZ entzückt über die Veröffentlichungen von Amateurvideos, die „Polizeigewalt“ gegen Schwarze in den USA dokumentieren. Sollten diese nicht auch besser unterbleiben, um keine weiteren Polizisten dazu hinzureißen?

Egal, ob es wirklich eine Debatte über staatliche Medienlenkung gibt: Die klassische „Qualitätspresse“ hat ihre Funktion als Schleusenwärter für Informationen durch alternative Medien und soziale Netzwerke längst verloren.