© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/16 / 15. Juli 2016

Frisch gepresst

Gorch Fock. Am 1. Juni 1916 ging Johann Kinau in der Schlacht im Skagerrak mit dem Kreuzer „Wiesbaden“ unter. Der Hamburger Schriftsteller, der als „Gorch Fock“ maritime Heimatliteratur produzierte und mit seinem Fischer-Roman „Seefahrt ist not!“ (1912) auch nationale Berühmtheit erlangte, schien mit diesem „Heldentod“ beglaubigt zu haben, was er als Autor über das Meer als Bewährungsraum harter Männer verkündet hatte. Entsprechend stieg der gefallene Marinesoldat für die Volkspädagogik der Zwischenkriegszeit selbst zum Heros für die deutsche Jugend auf. Was nach 1945 in der DDR zu einem Verbot seiner „präfaschistischen“ Werke und in der Bundesrepublik einzig zur Reduktion seines Lebens auf den Namen des Segelschulschiffs der Bundesmarine führte. Dieser eigentümlichen Rezeptionsgeschichte widmet der Kieler Bibliothekar Rüdiger Schütt zu Recht ein Viertel seiner Monographie über den Fischersohn aus Finkenwerder. Schütt, den Stoff souverän beherrschend und gewichtend, schildert die Karriere eines autodidaktischen Aufsteigers, der als Exponent der niederdeutschen Heimatbewegung das Vordringen der modernen Industriegesellschaft literarisch verarbeitet. Soweit ihm dabei kritische, realistische Beschreibungen gelingen, hält Schütt solche Texte im Zeitalter der Globalisierung für durchaus aktuell, so daß seine Biographie auch als Einladung zur Lektüre eines vergessenen Autors zu verstehen ist. (wm)

Rüdiger Schütt: „Seefahrt ist not!“ Gorch Fock. Die Biographie. Verlag Lambert Schneider, Darmstadt 2016, gebunden, 224 Seiten, Abbildungen, 24,95 Euro 





Marine. Zum 60. Geburtstag ist die Deutsche Marine jetzt mit einem aufwendig gestalteten Bildband gewürdigt worden. Seit ihrer Indienststellung 1956 in Wilhelmshaven weist unsere Teilstreitkraft zu Wasser damit die größte Kontinuität in der deutschen Geschichte auf. Eine in Dekaden eingeteilte Chronik erinnert an den Aufbau, die Etablierung innerhalb der Nato, die Vereinigung mit den Kameraden der DDR-Volksmarine bei gleichzeitiger Reduzierung von Truppenstärke und Garnisonen auf heute nur noch elf Standorte bis hin zu weltweiten Einsätzen der Gegenwart. Den Stolz auf diese Interventionsarmee mit „hochmotivierten Soldatinnen und Soldaten“ dokumentiert nicht zuletzt das Vorwort des Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. (bä)

Moritz Brake, Heinrich Walle: 60 Jahre Deutsche Marine im Bild. Verlag Mittler & Sohn, Hamburg 2016, gebunden, 140 Seiten, Abbildungen, 29,95 Euro