© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/16 / 15. Juli 2016

Mit Allah gegen die linke Volksfront
80 Jahre Spanischer Bürgerkrieg: General Francos verläßlichste Truppen nach seinem Putsch waren muslimische Verbände
Wolfgang Kaufmann

Nach dem Wahlsieg der linken Volksfront im Februar 1936 eskalierten die inneren Unruhen in Spanien. So wurden bis Juni des gleichen Jahres 170 Kirchen und Klöster niedergebrannt sowie 269 politische Morde verübt, darunter an dem prominenten Monarchistenführer José Calvo Sotelo. Das bewog einige konservativ-nationale Generäle zu dem Entschluß, den kommunistischen Spuk durch einen Putsch zu beenden. 

Mit von der Partie war dabei auch der geschaßte frühere Generalstabschef und nunmehrige Militärgouverneur der Kanarischen Inseln, Francisco Franco y Bahamonde. Dieser galt den anderen Verschwörern zwar als etwas unsicherer Kantonist, mußte aber einbezogen werden, da er die Unterstützung des Afrika-Heeres in Spanisch-Marokko genoß. Dessen Loyalität resultierte aus den militärischen Erfolgen Francos als Kommandeur der aus Maghrebinern bestehende Regular Regimentes sowie der Legión Española, einem Pendant zur französischen Fremdenlegion.

Und tatsächlich sollten sich die muslimischen marokkanischen Regulares, die auf der Seite der Putschisten standen, im weiteren Verlauf der Ereignisse als das Zünglein an der Waage erweisen. Der Staatsstreich verlief nämlich lange nicht so unkompliziert wie erhofft, weil die Pläne der Umstürzler verraten wurden. Deshalb mußten sie in Melilla schon am Abend des 17. Juli 1936 statt in der Frühe des Folgetages zuschlagen, was die Wirkung ihrer Aktionen verminderte. Darüber hinaus startete der abtrünnige Virgilio Leret Ruiz plötzlich einen Gegenputsch, in dessen Verlauf er die strategisch wichtige Marinefliegerbasis der Mittelmeerstadt besetzte. 

In diesem Moment gab es für die Nationalisten nur noch eine Rettung, nämlich das Eingreifen des Regulares-Bataillons von Hauptmann Mohammed ben Mizzian – dieses eroberte den Flughafen zurück und ermöglichte es Franco dadurch überhaupt erst, von Gran Canaria nach Melilla zu gelangen. Anschließend marschierten die Aufständischen gegen Tétouan, den Sitz des spanischen Hochkommissars, wo sie wiederum auf heftige Gegenwehr von regierungstreuen Einheiten stießen. Das veranlaßte einen Offizier Francos, beim Kalifen von Tétouan, Muley el Hassán, um die Entsendung von Hilfstruppen nachzusuchen, welche auch prompt erfolgte. Mit Hilfe dieser Söldner gelang dann noch am 18./19. Juli die Einnahme sämtlicher wichtiger Städte in Spanisch-Marokko.

Gegen „ungläubige Hunde“ zu kämpfen als Motivation

Danach stand Franco vor der Aufgabe, mit den ihm ergebenen Truppen auf das Festland überzusetzen, was sich insofern schwierig gestaltete, als die republikanische Marine die Meerenge von Gibraltar kontrollierte. Hier halfen ihm Mussolini und Hitler aus der Bredouille, indem sie einige Dutzend Ju-52- und SM.81-Transportflugzeuge bereitstellten. Über die so ermöglichte Luftbrücke gelangten mindestens 13.000 Soldaten der Nationalisten ins spanische Mutterland, darunter viele marokkanische Regulares, die dann auch aktiv in den auf den Putsch folgenden Bürgerkrieg eingriffen. Ihre Motivation beruhte dabei nicht zuletzt darauf, daß sie gegen „ungläubige Hunde“ zu kämpfen glaubten. Hierin wurden sie von Franco selbst bestärkt, dessen Leibwache ebenfalls aus Marokkanern bestand. So verkündete der glühende Katholik wiederholt: „Spanien und der Islam waren immer die Völker (sic!), die sich am besten verstanden haben.“

Letztlich zogen dann insgesamt 78.000 Muslime aus Spanisch-Marokko auf seiten der Franquisten in den Bürgerkrieg – das heißt, jeder siebente männliche Einwohner des Protektorats war involviert. Und die drei Divisionen des Afrika-Heeres retteten später auch so manche Schlacht, darunter die am Ebro. Deshalb war es nur natürlich, daß Personen wie Mohammed ben Mizzian in der Armee des Caudillo reüssierten: Der Sohn eines Stammeshäuptlings aus Melilla brachte es am Ende immerhin bis zum Generalkapitän von Galicien beziehungsweise der Kanaren!

Bemerkenswert ist zudem die Ruhe in Spanisch-Marokko während des gesamten Bürgerkrieges, obzwar nun kaum noch spanisches Militär in der Quasi-Kolonie stand. Dies beweist ebenfalls, wie sehr die Marokkaner zu Franco hielten.