© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/16 / 15. Juli 2016

Europäische Banken zittern um ihre gefährlichen Italien-Kredite
Rettung mit der Notenpresse
Thorsten Polleit

Jetzt sind also Italiens Banken dran: Sie haben ein Bilanzvolumen von vier Billionen Euro – 280 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Zentralbank spricht von faulen  Krediten in Höhe von 360 Milliarden Euro – mehr als das bilanzierte Eigenkapital aller italienischen Banken in Höhe von 238 Milliarden Euro. Finden sich keine Investoren, die neues Eigenkapital bereitstellen, bleibt nur der italienische Staat – beziehungsweise dessen Steuerbürger.

Aus Steuereinnahmen allein lassen sich die Löcher in den Bankbilanzen aber nicht stopfen. Italien – das eine Staatsschuld von 132 Prozent des BIP schultert – muß neue Anleihen ausgeben. Die könnten dann vom Euro-Rettungsschirm ESM gekauft werden. Wie aber finanziert der ESM den Kauf? Durch Ausgabe von Anleihen oder aber durch Beiträge seiner Mitglieder, der Euro-Staaten, die wiederum ebenfalls dafür Anleihen ausgeben. Letztlich würden die Anleihen wohl von der EZB gekauft. Die „Italien-Rettung“ läuft auf eine inflationäre Rekapitalisierung der Banken hinaus: Das neu geschaffene Geld zahlen die Italiener in ihre Banken ein, um das Eigenkapital der ramponierten Geldhäuser aufzupolstern.

Es sind aber nicht nur die italienischen Banken, die taumeln. Der gesamte Euro-Bankensektor steht wieder unter Druck. Die Aussicht auf ein Ende des Euro, eine Aufspaltung des Euroraums, verstärkt die Nöte der Banken jetzt noch weiter. Übrigens ist auch die Deutsche Bank – deren Bilanzsumme etwa 57 Prozent des deutschen BIP beträgt – im Visier skeptischer Investoren: Ihr Aktienkurs notiert auf historischen Tiefständen, die Sorgen vor Kreditausfall ihrer Anleihen sind mittlerweile höher als in der Krise 2008/2009.

Die Kernursache der Mißstände ist das ungedeckte Euro-Papiergeldsystem, in dem die Schulden immer weiter ansteigen. Das kann eine Zeitlang gutgehen, aber irgendwann ist der Endpunkt erreicht. Und zwar dann, wenn die Dauerschuldnerei zum Ende kommt, wenn Investoren nicht mehr bereit sind, fällige Kredite durch neue Kredite zu ersetzen. Um die dann einsetzende Pleitewelle zu verhindern, bleibt eben nur noch das Anwerfen der elektronischen Notenpresse. Und auf eben diesem abschüssigen Weg befindet sich das Euro-Projekt.

Macht die EZB Ernst mit der Bankenrettung in allen Euro-Ländern – und danach sieht es aus –, wird das Gelddrucken noch schwindelerregende Höhen annehmen. Denn die Bilanzsumme aller Euro-Banken beträgt mehr als 31 Billionen Euro – das entspricht derzeit etwa 295 Prozent der Wirtschaftsleistung im Euro-Raum. Spätestens wenn die Bankenrettung mit der Notenpresse beginnt, ist das 1998 gegebene Versprechen, der Euro sei eine stabile Währung, keinen Pfifferling mehr wert.






Prof. Dr. Thorsten Polleit ist Präsident des Ludwig von Mises Instituts Deutschland.

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