© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/16 / 08. Juli 2016

Wahlwiederholung in Österreich
Doppelte Schlappe
Andreas Unterberger

Nach der Demütigung beim ersten Durchgang der österreichischen Präsidentenwahl war die komplette Aufhebung der Stichwahl durch den Verfassungsgerichtshof ein zweiter Tiefschlag für das seit 70 Jahren Macht ausübende rot-schwarze System. „Nicht einmal eine normale Wahl können sie organisieren!“ ist der frustrierte Kommentar vieler Österreicher. Das Mißtrauen der Bürger gegen die Machtelite wächst immer weiter.

Mit der Wahlaufhebung haben die dem grünen Kandidaten haarscharf unterlegenen Freiheitlichen einen großen Erfolg erzielt. Dieser hat für sie aber auch bitteren Beigeschmack. So wurde kein Indiz gefunden, das auf eine konkrete Manipulation hindeutet, sondern „nur“ eine Fülle typisch österreichischer Schlampereien. So ist der Gerichtshof feigerweise den gravierendsten Vorwürfen nicht nachgegangen. Das eine ist die rot-grüne Einseitigkeit des öffentlich-rechtlichen ORF, der den freiheitlichen Kandidaten drei Tage vor der Wahl sogar live mit einem falschen, aber spontan nur schwer widerlegbaren Vorwurf attackiert hatte. Das andere sind die vielen Wahlkarten, die in manchen (politiknahen) Altersheimen oder Moscheevereinen kollektiv und keineswegs persönlich sowie geheim behandelt worden sind.






Dr. Andreas Unterberger war Chefredakteur der Presse und der Wiener Zeitung. Heute betreibt er den Blog www.andreas-unterberger.at